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Kundgebung in New York: Trump beschwört Wahl als „Tag der Befreiung“
Vor mehreren Tausend Anhängern tritt Donald Trump in der Demokraten-Hochburg New York auf. An seiner Seite: Elon Musk und, ungewöhnlicherweise, Ehefrau Melania.
Stand:
Setting: Schon am Sonntagmorgen, rund fünf Stunden vor Beginn der Veranstaltung, bilden Fans von Donald Trump vor dem Madison Square Garden Schlangen. Etwa jeder Zweite trägt ein rotes Trump-Käppi, etwa mit dem Motto „Make America great again“. T-Shirts oder Plakate mit „Gott, Waffen, Trump“, „Trump ist Amerikas letzte Hoffnung“ oder „Fuck Kamala“ sind ebenfalls zu sehen.
Stundenlang harren die Fans in der Kälte aus, bis sie in die Multifunktionsarena mit knapp 20.000 Plätzen hineingelassen werden.
Arena: Der Madison Square Garden ist bis auf den letzten Platz gefüllt. „Kamala Harris ist schwach, gescheitert und gefährlich links“ ist auf riesigen Bildschirmen immer wieder zu lesen. „Trump wird es in Ordnung bringen“ steht auf Plakaten, die seine Fans immer wieder in die Höhe heben.
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Sprechchöre: „Trump, Trump, Trump“, „Fight, fight, fight!“ (das hatte Trump nach dem gescheiterten Attentat auf ihn im Juli gerufen), „USA, USA, USA!“, „Trump liebt Dich!“,
Vorprogramm: Es dürfen mehr als ein Dutzend Republikaner vor Trump reden, dem Publikum einheizen, was ihnen unterschiedlich gut gelingt. Je wichtiger die Redner sind, desto später reden sie – bis der heimliche Parteichef Trump die Bühne betritt.
Ungewöhnlich: Trumps Ehefrau Melania tritt auf und redet – erstmals während dieses Wahlkampfes. Sie beschwört ihre „Heimatstadt“ New York (das Ehepaar zog 2019 nach Florida), außerdem ein „wunderschönes Amerika“ und die „amerikanische Größe“.

© dpa/Alex Brandon
Ex-Bürgermeister: Rudy Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York, preist seinen Freund Trump. Sein Auftritt ist erstaunlich, soll es doch nach der verlorenen Wahl zwischen Trump und Giuliani gekracht haben. Der Verschwörungstheoretiker fragt rhetorisch: „Ist Beten nicht mehr erlaubt?“ Er wirft den Demokraten „Sozialismus, Kommunismus, Faschismus“ vor.
Mantra: Immer wieder listen diverse Redner auf, was Trump alles Schlimmes widerfahren sei, so zwei (gescheiterte) Amtsenthebungsverfahren, Anklagen und dann das Attentat. Die Botschaft: „Sie“, also die Demokraten, haben das alles organisiert, also auch das Attentat vom Sommer.
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Rassismus: Der Komiker Tony Hinchcliffe bezeichnet Puerto Rico als „schwimmende Müllinsel“. Wenig später distanzieren sich Republikaner, etwa Floridas Senator Rick Scott, von dieser rassistischen Beleidigung. Kamala Harris, am Sonntag in Philadelphia zu Gast, besuchte ein puerto-ricanisches Restaurant.
Optimismus: Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses, in dem die Republikaner eine hauchdünne Mehrheit haben, versucht, Optimismus zu verbreiten: Man werde die Präsidentschaftswahl gewinnen, eine republikanische Mehrheit im Senat erringen und die Mehrheit im Repräsentantenhaus vergrößern.
Spott: „Eines macht Kamala Harris gut“, sagt Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance: „Jedes Interview bringt Trump 100.000 Wählerstimmen.“
Familie, Fanboy, Trump als Hauptredner
Familienbande: Trumps Söhne Erik und Don junior reden, dazu Schwiegertochter Lara Trump, Chefin der Republikaner. Tochter Tiffany ist anwesend, Tochter Ivanka und Sohn Barron hingegen nicht.
Trumps Fanboy: Elon Musk, reichster Mann der Welt (Tesla, SpaceX, X), darf vor Melania Trump reden, ruft: „Trump, Trump, Trump!“ Er appelliert: „Geht vorab wählen!“ Ohnehin interessant: Vor vier Jahren haben die Republikaner die Briefwahl verdammt, nun rufen sie, auch Trump, zur Stimmabgabe vor dem Wahltag auf.

© dpa/Evan Vucci
Hauptredner: Um 19.14 Uhr betritt Trump die Bühne, wird empfangen von Ehefrau Melania. Sie küssen sich mehrfach. 80 Minuten lang wird Trump reden. Es handelt sich um eine Standardrede, viele bekannte Versatzstücke, traditionell mäandernd.
Trumps Einpeitscher: „Geht es Euch heute besser als vor vier Jahren?“ ruft Trump. „Nein!“ johlt die Menge. Teils kontrafaktisch preist Trump die Wirtschaftsdaten seiner Präsidentschaft. Den Zusammenbruch von Wirtschaft und Börse, den er 2020 im Falle einer Präsidentschaft Joe Bidens vorhergesagt hatte, lässt er unerwähnt.
Trump über Feindbilder
Düsternis: „Am ersten Tag werde ich das größte Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte starten und die Kriminellen rauswerfen“, sagt Trump: „Ich werde jede Stadt retten, die überfallen und erobert wurde, und wir werden diese bösartigen und blutrünstigen Kriminellen ins Gefängnis stecken und sie so schnell wie möglich aus unserem Land vertreiben. Die Vereinigten Staaten sind jetzt ein besetztes Land, aber es wird bald kein besetztes Land mehr sein. […] Am 5. November 2024, also in neun Tagen, wird in Amerika der Tag der Befreiung sein.“
Attacke: „Kamala, Du bist gefeuert!“ ruft Trump neun Tage vor der Wahl: „Verschwinde! Verschwinde!“
Feindbild: Trump macht Harris für alles Übel in den USA verantwortlich. Sie habe die Krise an der Südgrenze und die Inflation zu verantworten, außerdem hole sie Kriminelle aus Gefängnissen in Kongo und Venezuela in die USA. Es sind hasserfüllte Attacken, weitgehend unhaltbar. Er bescheinigt Harris einen geringen Intelligenzquotienten und nennt sie „linksradikal“. Ein anderer Redner beschimpft Harris als „Teufel“ und „Antichrist“.
Trumps Dämonisierung: Seine politischen Gegner nennt Trump „Feinde im Inneren“.
Friedensfürst: Mit ihrer Inkompetenz werde Harris die USA in einen „dritten Weltkrieg“ führen, sagt Trump. Er werde das verhindern.
Absurd: Von 200.000 Zuschauern vor dem Madison Square Garden fantasiert Trumps Sohn Eric. Es waren allenfalls ein paar Tausend. Derweil leert sich der Saal noch während Trump redet. Selbst die Stühle hinter der Bühne, die Fernsehpräsenz garantieren, leeren sich.
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