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Ukrainische Staatsbürger protestieren in Den Haag gegen die russische Invasion.

© Remko de Waal / ANP / AFP

Russische Invasion: Was seit der Nacht in der Ukraine passiert ist

Seit der vergangenen Nacht greifen russische Truppen die Ukraine an. Die Lage ist angespannt und undurchsichtig. Eine Zusammenfassung.

Gegen 4 Uhr am Morgen (MEZ) meldete der Kreml die offizielle Genehmigung eines russischen Militäreinsatzes in der Ukraine durch den Präsidenten Wladimir Putin. Die ukrainische Seite forderte er dazu auf, die Waffen niederzulegen, dritte Parteien sollten sich aus dem Konflikt heraushalten. Hintergrund ist die Anerkennung der Separatistengebiete Donezk und Luhansk.

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Wenige Minuten später meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax auch die Invasion über den Seeweg bei Odessa. Sowohl aus Kiew als auch aus anderen ukrainischen Städten tauchten in den sozialen Medien Videos auf, in denen Explosionsgeräusche zu hören waren. Der ukrainische Präsident Selenskyj verhängte den Kriegszustand und forderte die Bevölkerung auf, zuhause zu bleiben. Das Parlament stimmte dem Kriegsrecht wenige Stunden später zu.

Der ukrainische Luftraum wurde in Folge der Angriffe geschlossen, auch die Europäische Flugsicherheitsbehörde warnt vor Flügen von der belarussisch-ukrainischen Grenze. Am Vormittag wurde der letzte Flug der Lufthansa in die Ukraine gestrichen. Auch Russland hat Inlandsflüge in die Grenzregion zur Ukraine bis zum 2. März ausgesetzt.

Laut Angaben ukrainischer Grenzschützer wurde man zunächst von belarussischer und russischer Seite sowie von Seiten der annektierten Halbinsel Krim angegriffen. Auch die pro-russischen Separatisten meldeten wenig später ihren Beginn von Angriffen.

Die Kämpfe in der Ukraine erstrecken sich nach Angaben der Polizei inzwischen fast auf das ganze Land. Seit Tagesanfang habe Russland 203 Ziele angegriffen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte man wolle "nicht gegen das ukrainische Volk vor, sondern gegen die Junta, die in Kiew an der Macht ist" vorgehen, so Botschafter Nebensia in New York.

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Am Vormittag meldete das ukrainische Innenministerium den Tod von sieben Soldaten sowie 15 Verletzte durch die russischen Angriffe. Beim Absturz eines ukrainischen Militärflugzeuges südlich von Kiew sind zudem fünf der vierzehn Insassen getötet worden.

Das Auswärtige Amt riet allen deutschen Staatsangehörigen in der Ukraine, das Land "dringend" zu verlassen. Die ukrainische Bahn kündigt an, Evakuierungszüge aus der Ost-Ukraine und aus der Region Odessa im Süden des Landes einzusetzen. Die Regierung teilte am Mittag mit, selbst im Land zu verbleiben.

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Der Westen reagierte empört auf die Entwicklungen der Nacht. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat Deutschlands volle Solidarität ausgesprochen. Es werde nun eine einheitliche, klare Reaktion der G7-Staaten geben, sagte Scholz. Er werde noch am Donnerstag nach Brüssel reisen, um sich mit den wichtigsten Verbündeten zu treffen.

Auch der französische Präsident Emmanuel Macron verurteilt den russischen Angriff aufs Schärfste und sichert der Ukraine Unterstützung zu. "Die Freiheit der Ukraine ist unsere Freiheit." Er fügt hinzu: "Frankreich steht an der Seite der Ukraine."

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Die Spitzen der EU kündigen ein scharfes Sanktionspaket gegen Russland an. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagt, dass man russisches Vermögen in der EU einfrieren und russischen Banken den Zugang zu Finanzmärkten abschneiden werde.

Die russische Regierung sieht sich Agenturberichten zufolge in der Lage, die Folgen von Sanktionen abzufedern. Russland habe genug Rücklagen, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten, teilte die Moskauer Führung laut der Nachrichtenagentur Interfax mit.

Die NATO kündigte eine Aktivierung ihrer Verteidigungspläne an der eigenen Ostflanke an. In der Ukraine selbst, die selbst kein NATO-Mitglied ist, sollen allerdings keine Truppen eingesetzt werden. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagt, die Allianz werde alles erforderliche tun, um ihr Territorium zu schützen. Mehr als 100 Kampfjets seien in Alarmbereitschaft, um den Luftraum des Nato-Gebiets zu überwachen, sagt Stoltenberg.

Auch die Europäische Union stockt den Friedens-sichernden Einsatz EUFOR in Bosnien-Herzegowina massiv auf. Durch die Entsendung von 500 Soldaten wird die Truppe fast verdoppelt.

China hingegen rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Die Volksrepublik verstehe die Besorgnis Russlands in Sicherheitsfragen, sagt Außenminister Wang Yi seinem Ministerium zufolge in einem Telefonat dem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. (mit Agenturen)

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