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Getreideschiffe können die Ukraine nicht mehr verlassen (Symbolbild).

© Foto: AFP/OLEKSANDR GIMANOV

Update

„Russland setzt Nahrungsmittel erneut als Waffe ein“: Moskau blockiert ukrainischen Getreideexport

Russland hat die Getreideausfuhr „auf unbestimmte Zeit“ ausgesetzt. Als Grund werden die jüngsten Angriffe auf die Schwarzmeerflotte angeführt.

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Russland blockiert Getreideexporte aus der Ukraine wieder, doch die Vereinten Nationen geben die Hoffnung auf einen Erhalt der Vereinbarung über die Schiffstransporte nicht auf. „Wir stehen mit den russischen Behörden in dieser Sache in Kontakt“, sagte ein UN-Sprecher am Samstag in New York. Die Getreideausfuhr über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen sichere Millionen von Menschen weltweit den Zugang zu Brot. „Es ist unerlässlich, dass alle Seiten jegliche Handlungen unterlassen, die das Getreideabkommen gefährden.“

Die EU fordert Russland auf, die Aufkündigung des Getreideabkommens zu widerrufen. Durch die Entscheidung sei der Export von dringend benötigtem Getreide und Düngemittel gefährdet, schreibt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf Twitter. Die Ausfuhren seien aber im Kampf gegen die weltweite Nahrungsmittelkrise nötig, die im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine entstanden sei. „Die EU fordert Russland auf, seine Entscheidung zurückzunehmen.“

Über die Aussetzung des Getreideabkommens informierte Russland offiziell UN-Generalsekretär António Guterres. Wegen Drohnenangriffen auf russische Schiffe aus dem geschützten Korridor im Schwarzen Meer könne Russland „die Sicherheit von zivilen Schiffen, die im Rahmen der oben genannten Initiative reisen, nicht garantieren“, schrieb der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja an Guterres. Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor.

Warum kann eine Handvoll Personen irgendwo im Kreml entscheiden, ob es Essen auf den Tischen der Menschen in Ägypten oder in Bangladesch geben wird?

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Auch Amir Abdulla, der UN-Koordinator für die Ausfuhr des ukrainischen Getreides, wurde von russischer Seite informiert. Nach seinen Angaben durchquerten am Samstag neun Schiffe den am Rahmen des Deals eingerichteten Seekorridor.

Wegen der Angriffe setze Moskau das Abkommen vom Juli „auf unbestimmte Zeit“ aus. Zudem beantragte Russland in der Angelegenheit eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates für Montag, wie aus Kreisen des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen verlautete.

Der Getreidedeal war zunächst für vier Monate bis November geschlossen worden. Moskau hatte das Abkommen zuletzt immer wieder kritisiert, weil es sich durch Sanktionen des Westens im Zuge seines Krieges gegen die Ukraine bei den eigenen Getreideexporten ausgebremst sieht.

Selenskyj fordert harte Reaktionen gegen Russland

Schon seit September verzögere Russland die gemeinsam mit den UN, der Türkei und der Ukraine durchgeführten Kontrollen von Schiffen vor Durchfahrt durch den Bosporus, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Dort steckten 176 Schiffen mit etwa zwei Millionen Tonnen Getreide im Stau. „Warum kann eine Handvoll Personen irgendwo im Kreml entscheiden, ob es Essen auf den Tischen der Menschen in Ägypten oder in Bangladesch geben wird?“

Nötig sei eine starke Reaktion der Vereinten Nationen, aber auch der G20. „Russland gehört nicht in die G20“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Moskau blockiere unter einem Vorwand die Transporte, „die Lebensmittelsicherheit für Millionen Menschen bedeuten“, kritisierte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba.

US-Präsident Joe Biden nannte das russische Vorgehen am Samstag empörend und betonte, dass es für mehr Hunger auf der Welt sorgen werde. „Russland setzt Nahrungsmittel erneut als Waffe in dem Krieg, den es begonnen hat, ein“, kritisierte US-Außenminister Antony Blinken. Er rief die russische Regierung dazu auf, wieder die Vereinbarung zur sicheren Passage ukrainischer Getreidetransporte einzuhalten. (dpa/Reuters)

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