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Europa kämpft gegenwärtig mit einer großen Hitzewelle - nach Einschätzung der chilenischen Umweltministerin ist das auch eine Folge des Klimawandels.

© AFP/Pascal Guyot

Abschluss der Bonner Klimakonferenz: Saudi-Arabien und USA bremsen Beratungen aus

Vor allem die USA und Saudi-Arabien verhindern bei der Klimakonferenz eine Einigung. Sie zweifeln wissenschaftliche Erkenntnisse zur Erderwärmung an.

Saudi-Arabien und die USA haben bei der UN-Klimakonferenz in Bonn wissenschaftliche Erkenntnisse zur Erderwärmung angezweifelt und sich bei den Beratungen als Bremser betätigt. Sie wandten sich gegen einen Bericht, der hervorhebt, wie wichtig es ist, den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.

„Saudi-Arabien, die USA und der Iran bilden hier eine unheilige Allianz der Wissenschaftsleugner“, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Dieser Report des Weltklimarats ist so unmissverständlich in seiner Botschaft - jeder Widerspruch dagegen klingt wie verantwortungslose Ignoranz.“

Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig bestätigte: „Auf Druck vor allem von Saudi-Arabien und den USA konnte die Konferenz sich nicht darauf einigen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Einhaltung der wichtigen 1,5-Grad-Grenze ausreichend in den weiteren Verhandlungsprozess zu integrieren.“ Das erschwere es nun, künftige Verhandlungen an dieser Schwelle auszurichten. Eben davon hänge aber zum Beispiel das Überleben kleiner Inselstaaten und der ärmsten Länder in Afrika ab.

Auch Michael Schäfer vom WWF kritisierte das wiederholte Infragestellen wissenschaftlicher Erkenntnisse: „Es ist unverantwortlich, vor den Fakten weiter die Augen zu verschließen.“

Kaum weitergekommen sind die Unterhändler auch bei den sogenannten Marktmechanismen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dabei geht es darum, dass Länder Klimaschutzmaßnahmen in anderen Ländern finanzieren können und dafür im eigenen Land weniger tun müssen. Der klimapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Lukas Köhler, forderte, bei der Weltklimakonferenz in Chile müssten „klare Regeln beschlossen werden, die insbesondere die doppelte Abrechnung von CO2-Einsparungen verhindern“.

In den zehn Tagen in Bonn war es ungewöhnlich heiß

Befürchtet wird, dass die jeweilige Einsparung zweimal gezählt wird: in dem Land, in dem sie erfolgt, und dort, wo sie finanziert wird. Einige Länder wie Brasilien wollten hier möglichst laxe Regeln durchsetzen, sagte Oxfam-Experte Kowalzig. Greenpeace-Chef Kaiser kritisierte: „Keine Regierung darf sich einbilden, mit ein paar Waldprojekten oder Solarparks im Ausland eigene Sofortmaßnahmen für ein schnelles Senken des CO2-Ausstoßes ersetzen zu können.“

Zehn Tage haben die UN-Klimaexperten in Bonn beraten - und die meiste Zeit war es ungewöhnlich heiß. Nach Einschätzung der chilenischen Umweltministerin Carolina Schmidt lässt die Hitzewelle in Deutschland die Folgen des Klimawandels sehr konkret spürbar werden. „Das ist nicht etwas, was in 100 Jahren passiert, es ist etwas, was wir jetzt schon erfahren“, sagte die Präsidentin der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember in Santiago de Chile der Deutschen Presse-Agentur.

Die Bekämpfung des Klimawandels sei nicht nur eine Aufgabe für Regierungen, betonte Schmidt. „Jeder muss sich ändern. Und ich glaube, viele Menschen sind dazu jetzt auch bereit, weil sie sehen, wie der Klimawandel ihr Leben beeinflusst.“ Sie sei dankbar dafür, dass in Deutschland so viele junge Leute für Fridays for Future auf die Straße gingen, „denn das bringt Regierungen dazu zu handeln“. (dpa)

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