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Schlüsselposition in Russlands Ukraine-Krieg: Bidens designierte US-Botschafterin für Moskau
Eine Karrierediplomatin für die derzeit wohl schwierigste Aufgabe: Lynne Tracy wäre die erste Frau auf diesem Posten.
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Manches läuft auch in Kriegszeiten ganz nach Plan. Bevor US-Präsident Joe Biden in der vergangenen Woche seine Kandidatin für das Amt der amerikanischen Botschafterin in Russland offiziell nominierte, hatte der Kreml grünes Licht gegeben. Aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mutet allein dies schon wie eine diplomatische Meisterleistung an.
Damit muss nun nur noch der US-Senat zustimmen, dass Lynne Tracy Amerikas Chefdiplomatin in Moskau und damit die erste Frau in diesem Amt wird. Sie soll auf John Sullivan folgen, der sich Anfang September nach dem Tod seiner Ehefrau überraschend in den Ruhestand verabschiedet hatte.
Auf die bisherige US-Botschafterin in Armenien wartet eine der heikelsten Aufgaben, die das State Department derzeit zu vergeben hat. Das zeigt sich schon darin, dass ihre künftige Botschaft personell stark unterbesetzt ist: Seit Kriegsbeginn haben sowohl Russland als auch die USA immer wieder Diplomaten ausgewiesen.

© Foto: U.S. State Dept./AP/dpa
Zwar kamen viele amerikanische Russlandexperten für den Job nicht infrage, da gegen sie Einreiseverbote bestehen. Die Karrierediplomatin, die fließend Russisch spricht und nach Angaben des Weißen Hauses zuvor leitende Beraterin für Russland im Büro für europäische und eurasische Angelegenheiten des US-Außenministeriums und als Nummer 2 der US-Botschaft in Moskau tätig war, gilt aber auch so als gute Wahl.
Im postsowjetischen Raum kennt sie sich aus: Zusätzlich zu ihrer Zeit in Pakistan, Russland und Armenien war sie in Kasachstan und Turkmenistan im Einsatz. Und bereits ihren Bachelor machte sie in Soviet Studies an der University of Georgia 1986, um danach Jura in Ohio zu studieren.
Für ihren Mut, beziehungsweise für besondere Verdienste um das Außenministerium wurde sie bereits 2009 von der damaligen Außenministerin Hillary Clinton ausgezeichnet: Wenige Monate zuvor hatte sie ein Schusswaffenattentat auf ihren Dienstwagen überlebt und bestand nicht nur darauf, dennoch noch am selben Tag zur Arbeit zu gehen, sondern auch, auf ihrem Posten als Leiterin des US-Konsulats im pakistanischen Peschawar bleiben zu können.
Mut und Stehvermögen wird sie auch jetzt brauchen: Ein Ende des Kriegs ist derzeit nicht in Sicht, stattdessen droht der russische Präsident Wladimir Putin mit dem Einsatz von Atomwaffen. Und sein Sprecher Dmitry Peskow hatte im Juni erst erklärt, es gebe derzeit keinen Dialog zwischen Russland und den USA.
Im Senat sieht es derzeit nicht danach aus, als ob Tracys Nominierung auf großen Widerstand stoßen würde. Ohnehin herrscht im Kongress mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und Bidens Umgang mit Russland deutlich größere Übereinstimmung als in den meisten innenpolitischen Fragen. Eine wichtige Aufgabe für Tracy wird es sein, zwei Amerikaner nach Hause zu bringen: die Basketballerin Brittney Griner sowie den Ex-Soldaten Paul Whelan.
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