zum Hauptinhalt
Ein Löschroboter bei einer Demonstration in Kyjiw, aus der Ferne gesteuert per Tablet und Joystick.

© Photothek/Köhler

Schutz vor russischen Zweitschlägen : In der Ukraine sind jetzt deutsche Löschroboter im Einsatz

Immer wieder greift die russische Armee ukrainische Feuerwehrleute mit Zweitschlägen an. Eine deutsche Firma eröffnet der Ukraine neue Taktiken und Möglichkeiten.

Stand:

Von der Ferne sieht es aus wie eine Schneekanone. Doch das Gerät soll Leben retten. Auf dem Hof einer Feuerwache in Kyjiw steht ein autonomes Fahrzeug, das aus einer riesigen Trommel Wasser auf eine Wiese sprüht.

Neun solcher Löschroboter hat die deutsche Firma Alpha Robotics an den Zivilschutz der Ukraine (DSNS) übergeben, teilweise finanziert von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Das Entwicklungsministerium bezahlt nun die Anschaffung von drei weiteren.

Bei ihrem Besuch in Kyjiw Ende dieser Woche zeigt der DSNS nun Deutschlands Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD), was die Löschroboter können. Sie sollen gegen die perfide Zweitschlag-Taktik der russischen Armee helfen.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD, l) lässt sich von einer Frau des ukrainischen Zivilschutzes die Fernsteuerung eines aus Deutschland gelieferten Löschrobotersystems erklären.

© dpa/Andreas Stein

Immer wieder hat sie zuletzt ein getroffenes Ziel 30 bis 50 Minuten später noch einmal bombardiert, um Feuerwehrleute zu attackieren. Andrij Rudenko hat das erlebt. In der Stadt Mykolajiw, im Süden des Landes nahe der Front, war der 32-jährige Feuerwehrmann auf dem Weg zu einem Einsatz, als sein Team gerade noch rechtzeitig eine Warnung erhielt: „Russische Drohnen waren im Anflug“, erzählt er. „Wir machten kehrt.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Körperliche Entlastung für strapazierte Helfer

Die deutschen Löschroboter können die ukrainischen Einsatzkräfte nun aus einer Einsatzzentrale heraus steuern. Damit ist eine Entfernung von bis zu 400 Metern vom Einsatzort möglich – so lang sind Feuerwehrschläuche. Das soll den Schutz vor Zweitschlägen deutlich erhöhen.

Rudenko gefallen die Geräte noch aus einem anderen Grund: „Das Löschen ist damit viel angenehmer. Die schwere Brandschutzkleidung brauchen wir gar nicht mehr anziehen, wenn wir die Roboter aus der Ferne steuern.“

Diesen Aspekt betont bei der Demonstration in Kyjiw auch Alpha-Robotics-Geschäftsführer Oliver Rasche. Ein autonomes Löschfahrzeug könne bis zu zehn 100 Kilo schwere Wasserschläuche ziehen, um die durch den Krieg sehr strapazierten ukrainischen Feuerwehrleute körperlich zu entlasten, sagt er.

Dann lässt er Entwicklungsministerin Svenja Schulze eines der Raupenfahrzeuge per Joy-Stick über den Hof fahren. Die Lenkung sei ganz leicht, sagt sie danach begeistert. Der Roboter reagiere sofort. Schulze glaubt, dass die autonomen Löschmaschinen den Feuerwehrleuten vor allem psychologisch helfen werden. Die Angst vor Zweitschlägen sei nur schwer zu ertragen, meint sie.

Billig sind die Löschroboter nicht. „Es gibt Löschsysteme, die bei unter 20.000 Euro beginnen“, sagt Oliver Rasche. Ultrakomplexe Systeme kosteten 500.000 bis 800.000 Euro. Zusammen mit einem Leitstand sei man dann bei Kosten von mehr als einer Million Euro.

Rasche wünscht sich, dass der Einsatz in der Ukraine den von seiner Firma bereits seit 2016 entwickelten Löschrobotern auch anderswo zum Durchbruch verhilft. Die Feuerwehrbranche sei eher handwerklich und traditionell orientiert, sagt der Unternehmer aus Vechta in Niedersachsen. Hinzu kämen strenge Vorschriften. Neue Technologien hätten es da schwer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })