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Eine Frau wird gegen das Coronavirus geimpft.

© imago images/Jochen Eckel

Seltsame Folge der Impfbürokratie: 100,2 Prozent der Bremer Erwachsenen sollen erstgeimpft sein

Mehr Erstimpfungen als Bürger verzeichnet der Stadtstaat aktuell laut Statistik. Der Grund: ein Kompromiss im Meldesystem.

Die jüngsten Zahlen aus Deutschlands kleinstem Bundesland bieten Anlass zur Verwunderung: 100,2 Prozent aller über 18-Jährigen haben laut aktuellem Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts die Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Das ist nicht nur mehr als überall sonst in Deutschland, sondern auch mathematisch unmöglich.

Die auf den ersten Blick rätselhafte Zahl resultiert aus der Meldebürokratie, die nur eingeschränkte Daten umfasst – und zwar häufig nicht den Wohnort der Geimpften. „Die regionale Zuordnung aller durchgeführten Impfungen erfolgt anhand des Ortes der impfenden Stelle und nicht anhand des Wohnortes der geimpften Person“, schreibt das RKI in seinen Erläuterungen zur Impfstatistik. „Nur die Angabe des Ortes der impfenden Stellen ist in allen Datenquellen enthalten“.

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So kann es passieren, dass sich ein Niedersachse in Bremen, eine Bayerin in Sachsen oder ein Mecklenburger in Hamburg impfen lässt und dadurch die Impfquote seines Nachbarbundeslandes erhöht. Wie das RKI erläutert, „können dabei rechnerisch auch Anteile von >100% kalkuliert werden.“

Wie der „Spiegel“ berichtet, resultiere diese Anomalie aus den Kompromissen bei der Meldebürokratie der Impfungen. Anders als die Impfzentren hätten Kassenärzte ein eigenes Verwaltungstool genutzt – und nicht das des RKI, das auch den Wohnort übermittle. Gerade im Fall von Stadtstaaten verfälsche das die Statistik, da viele Bürger aus dem Umland dort ihre Hausärzte hätten. Im Bremer Fall könnten außerdem im Hafen geimpfte Seeleute zur sagenhaften Quote beitragen.

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Trotz der statistischen Unsicherheit gilt Bremen weiterhin als Musterbeispiel für eine erfolgreiche Impfkampagne. Mehr als 1,4 Million Impfdosen wurden bis Freitagmorgen laut RKI verabreicht. Bei der Quote aller doppelt Geimpften liegt Bremen mit 83,8 Prozent weit vor allen anderen Ländern und dem Bundesdurchschnitt von 71,6 Prozent. Auch bei den Booster-Impfungen steht die Stadt an der Weser mit 44 Prozent (Bundesdurchschnitt: 41,6 Prozent) gut da.

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