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Themenbild - Katholische Kirche in der Coronakrise, Coronazeit Bild: Katholische Kirche St. Leonhard in Winden eine fast leere Kirche in der Coronazeit mit Einwegmaske, Model release, Model released, Model release Vertrag liegt vor lere Kirchenbank, leere Kirchenbaenke Symbolbild, Themenbild, Featurebild

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Sorgentreffen der Bischöfe in Dresden: Lassen sich die Bänke wieder füllen?

Konservative gegen Reformer: Bei der Konferenz der katholischen Bischöfe gibt es Streit um den Synodalen Weg.

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Umgeben sind sie vom Dresdner Barock. Doch die glanzvolle Dresdner Theaterkirche, die Kathedrale des katholischen Bistums Dresden-Meißen, passt so gar nicht zur Situation von Deutschlands katholischen Bischöfen, die sich noch bis zum Donnerstag in der sächsischen Landeshauptstadt zu ihrer Frühjahrsvollversammlung treffen.

Mitten in der ostdeutschen Diaspora müssen die 65 Diözesan- und Weihbischöfe darüber beraten, wie es weitergehen soll mit der rapide schrumpfenden katholischen Kirche in Deutschland.

Ein wichtiger Schwerpunkt dabei ist die Zukunft des „Synodalen Wegs“: 2019 hatten die im „Zentralkomitee deutscher Katholiken“ (ZdK) zusammengeschlossenen Laienvertreter gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz diesen Gesprächsprozess initiiert.

65
Diözesan- und Weihbischöfe nehmen an der Konferenz teil.

Gemeinsam wurde über mögliche Reformen beraten, durchaus spektakuläre Forderungen wurden beschlossen. Doch eine konservative Minderheit in der Bischofskonferenz rund um den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer stand dem Synodalen Weg von Anfang an kritisch gegenüber.

Geplant und bereits beschlossen war, dass nach dem Ende des Gesprächsprozesses im März ein Synodaler Rat entstehen soll, an dem Laien und Bischöfe gemeinsam beteiligt sind und der zu Zukunftsfragen der Kirche in Deutschland beraten soll. Aber nach einer Anfrage der konservativen Minderheit erteilte der Vatikan diesem Gremium Ende Januar eine Absage.

Briefe sind immer schwierig.

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

„Briefe sind immer schwierig“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing am Montag. Er kündigte an, trotz der Bedenken aus Rom einen „Synodalen Ausschuss“ auf den Weg bringen zu wollen, der drei Jahre Zeit habe, um etwas aufzustellen, was dem Kirchenrecht entspreche. „Es ist aber zumindest dem allergrößten Teil der Bischofskonferenz ein Anliegen, dass dieser Synodale Weg gelingt“, sagte Bätzing. „Mehr als zwei Drittel der deutschen Bischöfe wollen das.“ Dennoch befinde man sich in einer „ernstzunehmenden kritische Situation“.

Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hatte bereit vor Beginn der Vollversammlung erklärt, er glaube, dass der Synodale Weg an „wichtigen Impulsen für eine Kirche arbeite, in der Macht kontrolliert und geteilt wird“. Er selbst bekenne sich klar zum Synodalen Weg, auch wenn man dort nicht „jedes einzelne Detail unterschreiben“ müsse. „Ich hoffe, dass wir beieinander bleiben und dass wir weiter arbeiten.“

Katholische Reformgruppen richteten am Montag unterdessen deutliche Worte an die Adresse der Bischöfe. Die Frühjahrsvollversammlung müsse den „dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust“ der katholischen Kirche angehen, forderte Christian Weisner von der Organisation „Wir sind Kirche“. „Es war ein entscheidender Schritt, dass sich die große Mehrheit der deutschen Bischöfe bei ihrem ad-Limina-Besuch in Rom nicht dem Wunsch nach einem Moratorium für den Synodalen Weg gebeugt hat.“

Halbherziges Vorgehen?

Jene Bischöfe, die den synodalen Weg bislang nur halbherzig mitgingen, müssten sich fragen lassen, wie sie das angesichts der tiefen Kirchenkrise weiter verantworten könnten. „Die Kluft zwischen Kirche und Gesellschaft in Sachen Geschlechtergerechtigkeit wird immer größer“, sagte die Berliner Vertreterin der Fraueninitiative Maria 2.0, Anna Borucki-Voß. „Wir fordern die deutschen Bischöfe auf, hier in Deutschland gleiche Rechte für Frauen in ihren Bistümern umzusetzen und sich auch in Rom dafür einzusetzen.“

Doch konservativen Stimmen geht das alles schon viel zu weit. In der vergangenen Woche kündigten vier konservative Theologinnen rund um die Dresdner Professorin Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz und ihre in Österreich lehrende Kollegin Katharina Westerhorstmann sowie der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken an, ihr Mandat im Synodalen Weg niederzulegen. Droht nun auch der Auszug der konservativen Bischöfe? Damit würde der Reformprozess einen Großteil seiner Legitimation verlieren.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in Dresden.

© dpa/Robert Michael

„Es haben jetzt fünf Delegierte von 230 erklärt, dass sie ihre Mitgliedschaft niederlegen“, sagte Bätzing. „Wir werden die Plätze nachbesetzen.“ Das gebiete der Respekt vor der Synodalversammlung. „Wir haben versucht, allen Richtungen der katholischen Kirche im Synodalen Weg einen Platz zu geben“, sagte Bätzing. Das Niederlegen der Mandate könne er nur mit Bedauern entgegennehmen. „Es wäre besser, sie blieben da, und wären dabei bis zum Schluss.“

Besondere Kritik wurde in Dresden indes am Umgang des katholischen Erzbistums Berlin, der Bistümer Görlitz und Dresden-Meißen sowie der katholischen Militärseelsorge mit den Betroffenen sexuellen Missbrauchs laut. „Wir klagen an, dass Betroffene durch die Bischöfe diskriminiert und marginalisiert werden“, sagte die Sprecherin der „Betroffeneninitiative Ost“, Sabine Otto. So könnten Betroffenenvertreter aus Prinzip nicht im Vorstand der Aufarbeitungskommission für die östlichen Bistümer mitarbeiten.

„Wir fordern einen Perspektivwechsel und gleichberechtigte Teilhabe.“ Der Sprecher des katholischen Erzbistums Berlin, Stefan Förner, bestätigte dieser Zeitung auf Nachfrage, dass die Zusammenarbeit zwischen Betroffenenbeirat und Aufarbeitungskommission derzeit ruhe. Es gebe aber Bemühungen zu einem Gespräch zusammenzukommen. „Der Erzbischof ist persönlich bestrebt, wieder in die Kommunikation mit Betroffenen zu kommen.“

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