Umfragen zufolge sind die Deutschen mit ihrer Gesundheitsversorgung sehr zufrieden. Die SPD will das System mit ihrer Idee einer Bürgerversicherung dennoch komplett umkrempeln. Warum?
70 Prozent der Bürger wünschen sich die Bürgerversicherung. Das Konzept ist mittlerweile bekannt. Wir folgen somit nur dem Wunsch der Bevölkerung.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe wirft Ihnen vor, diesen Wunsch durch eine „Neidkampagne“ zu schüren...
Es ist herablassend, wenn man Menschen, die den Eindruck haben, dass Privatversicherte bevorzugt werden, beispielsweise gegenüber ihren eigenen Kindern, nur Sozialneid unterstellt. Das darf ein Gesundheitsminister nicht tun.
Was genau haben Sie denn vor? Wollen Sie die private Krankenvollversicherung abschaffen oder nur ausbluten lassen?
Am Ausbluten ist die PKV schon jetzt, weil es immer weniger junge Leute gibt, die sich in dieses Risiko wagen. Wir wollen, dass alle Privatversicherten in die Bürgerversicherung wechseln können. Und dass jeder, der sich neu versichern muss, etwa durch Berufseinstieg, automatisch Mitglied wird. Es ist ein geregelter Übergang, bei dem keiner benachteiligt wird.
Was geschieht mit denen, die privat versichert bleiben wollen?
Die tragen dann natürlich ein hohes finanzielles Risiko. Die Beiträge der PKV steigen ja schon jetzt sehr stark an. Das wird sich dann natürlich noch verschärfen.
Gibt es ein zeitlich befristetes Wechselfenster für bisherige PKV-Kunden?
Die Bürgerversicherung sollte ein offenes Angebot sein. Wobei ich davon ausgehe, dass es der allergrößte Teil der Privatversicherten schnell annehmen wird. Das wissen wir von vielen Betroffenen.
Das ist ein kleines Unrecht im Vergleich zu dem großen, dass gesetzlich und privat Versicherte gegenwärtig bei gleicher Krankheit unterschiedlich behandelt werden. Kassenpatienten kommen oft nicht an Spezialisten oder warten sehr lange auf einen Termin bei ihnen. Privatversicherte werden oft unnütz behandelt, mit sehr teuren Verfahren, sie sind überversorgt. Diese beiden großen Ungerechtigkeiten stehen im Vordergrund.
Würde es für gesetzlich Versicherte in der Bürgerversicherung billiger oder teurer?
So profitieren Ärzte vom dualen Gesundheitssystem 12,5 Milliarden mehr durch Privatpatienten

Es wird zunächst einmal besser, denn derzeit verteilen sich die Ärzte ganz ungerecht im Land. Wo es viele privat Versicherte gibt, ballen sich die Ärzte. Und wo es kaum privat Versicherte gibt, fehlen sie. Gesetzlich Versicherte werden bei einer Bürgerversicherung also leichter Zugang zu Medizinern, insbesondere zu Fachärzten finden. Und unterm Strich dürfte der Beitragssatz niedriger sein als bisher für gesetzlich Versicherte. Sollte es einen Kostenanstieg geben, würde er mehr als kompensiert durch die vielen Gutverdiener, die aus der PKV in die Bürgerversicherung wechseln würden.
- "70 Prozent der Privatversicherten würden wechseln"
- "Wir wollen die Krankenkassen nicht zu einem zweiten Finanzamt machen."
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