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Politik: Terrorangst in Washington und London

Nach Bin-Laden-Tonband: USA und Briten schützen Hauptstädte mit Soldaten / Streit mit Paris über Irak-Plan

Washington/Berlin (Tsp). Nach Warnungen der USSicherheitsbehörden vor Anschlägen des Terrornetzwerks Al Qaida ist am Mittwoch die Luftverteidigung um die Hauptstadt Washington verstärkt worden. Flugabwehrraketen vom Typ Avenger wurden ebenso stationiert wie weitere Radarsysteme. In London waren nach einem Terroralarm insgesamt 17 000 Polizisten im Einsatz. Der Bahnhof Kings Cross wurde evakuiert. Zwei Tage vor der entscheidenden Sitzung des UN-Sicherheitsrates in der Irak-Krise zeichnet sich derweil ein diplomatisches Kräftemessen zwischen den USA und Frankreich ab.

Auch in New York wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Polizeiwagen fuhren vor den Vereinten Nationen und dem Rockefeller Center auf. CIA-Direktor George Tenet sagte am Dienstag vor dem Geheimdienstausschuss im Kongress, es gebe konkrete Hinweise auf geplante Anschläge in den USA oder auf der arabischen Halbinsel möglicherweise schon in dieser Woche. Nachdem das Ministerium für Heimatschutz dazu aufgerufen hatte, jeder Amerikaner solle sich mit Lebensmitteln für drei Tage eindecken und einen Raum abdichten, gingen am Mittwoch in einigen Heimwerkermärkten in den USA bereits Plastikplanen und Klebeband aus. Diesmal, so meinen offenbar viele Bürger, hätten die Terrorwarnungen wohl einen ernsten Hintergrund. Von Panikmache will die Regierung nichts wissen. Die „Washington Post“ fragte allerdings, was für einen Sinn es habe, Lebensmittel für drei Tage bereit zu halten, wenn man im luftdicht abgeklebten Raum bereits nach drei Stunden keine Luft mehr bekomme.

Die Nato suchte am Mittwoch weiter erfolglos nach einem Kompromiss zur militärischen Hilfe des Bündnisses für die Türkei. Am Rande der Gespräche in Brüssel wurde deutlich, dass Frankreich offenbar Nato-Planungen zum Schutz der Türkei so lange blockieren will, bis sich die USA ihrerseits bereit erklären, einen deutsch-französisch-russischen Plan zur Ausweitung der Inspektionen im Irak im UN-Sicherheitsrat zu behandeln.

Der Direktor der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Christoph Bertram, warnte vor einer Abkopplung der EU von den USA. „Europa bleibt auf die USA angewiesen,“ sagte Bertram dem Tagesspiegel. „Deshalb müssen wir manchmal selbst eine amerikanische Politik, die wir für falsch halten, unterstützen, um sie im eigenen Interesse etwas zurückzubiegen.“

Deutschland und Spanien konnten ihre Differenzen im Irak-Konflikt bei einem Treffen auf Lanzarote nicht ausräumen.

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