
© dpa/Marcel Mettelsiefen
Trotz großer Ängste vor dem Turnier: Diese EM war offenbar sicherer als das Sommermärchen 2006
Nancy Faeser zieht eine positive Bilanz der Fußball-Europameisterschaft. Es habe deutlich weniger Angriffe und Cyberattacken gegeben als gedacht. Für die Bundespolizei war es dennoch der größte Einsatz ihrer Geschichte.
Stand:
Anfang Juli rast Rahmat S. mit seinem Auto auf die Absperrung der Berliner Fanmeile zu. Der Wagen durchbricht die Absperrungen, verletzt 25 Menschen. Das Glück: Die Fanmeile am Brandenburger Tor ist zu diesem Zeitpunkt nur schlecht besucht, weil gerade kein Fußballspiel stattfand. Der Amokfahrer kommt in die Gefängnispsychiatrie.
Passiert ist das am 2. Juli 2006 während des sogenannten Sommermärchens, der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Ebenfalls 2006 wurden Hunderte Hooligans von der Polizei in Gewahrsam genommen, nur mit Mühe konnten die Beamten Straßenschlachten in Köln und Stuttgart verhindern. Mehr als 200 Beamte wurden während der WM verletzt, dazu 900 weitere Personen. Allein an drei Tagen nahm die Polizei rund 1000 gewaltbereite Fans fest.
Deutlich weniger Festnahmen als 2006
An diesem Montag nun hat das Bundesinnenministerium eine erste Bilanz der diesjährigen Europameisterschaft in Deutschland gezogen. In den vergangenen vier Wochen wurden im Kontext der EM 700 Körperverletzungen angezeigt. 140-mal wurden Polizisten angegriffen, 320 Personen wurden in Gewahrsam genommen – nur ein Bruchteil derjenigen, die 2006 von Polizisten mitgenommen wurden.
Die Europameisterschaft 2024 war laut diesen Zahlen offenbar sicherer als das Fußballfest im Jahr 2006. In einer Mitteilung erklärt das Bundesinnenministerium am Montag, dass sicherheitsrelevante Vorfälle „insgesamt erheblich unter dem liegen, was die Sicherheitsbehörden erwartet hatten“.
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Als Hauptursache nennt das Bundesinnenministerium den eigenen Arbeitsaufwand: Für die Bundespolizei etwa war es der größte Einsatz ihrer Geschichte. Täglich waren 22.000 Bundespolizisten im Dienst. Auch Grenzkontrollen wurden für die Zeit der Europameisterschaft wieder eingeführt. Das war auch 2006 schon der Fall gewesen.
Hackerangriffe blieben weitgehend aus
Auch die befürchteten Cyberattacken durch russische oder chinesische Hacker blieben offenbar weitgehend aus. Das Bundesinnenministerium meldet: Cyberkriminalität oder Desinformation als Ausdruck einer hybriden Bedrohung hätten „keine gravierende Rolle“ gespielt. Auch politisch motivierte Kriminalität bewegte sich während des Turniers nur „auf niedrigem Niveau“, teilten die Sicherheitsbehörden mit. Vor der EM hatten Innenpolitiker explizit vor Attacken gewarnt.
Unsere Polizei hat geliefert! Ich danke allen, die dafür gesorgt haben, dass es ein fröhliches, friedliches Turnier geworden ist.
Herbert Reul, CDU-Innenminister von Nordrhein-Westfalen
So hatte etwa der SPD-Innenpolitiker Dirk Wiese dem Tagesspiegel vor Turnierstart gesagt: „Es gibt eine abstrakt hohe Gefährdungslage.“ Besonders vor Cyberattacken hatten er und andere deutlich gewarnt.
Trotzdem kam es am Rande der Europameisterschaft zu Zwischenfällen: In Sachsen-Anhalt attackierte ein Afghane eine EM-Party mit einem Messer und verletzte drei Menschen. In Stuttgart kam es ebenfalls zu einem Messerangriff. In Hamburg schossen Polizisten auf einen Mann mit einer Spitzhacke. Hinweise auf politische Motive der Täter gibt es bisher jeweils nicht.
Insgesamt haben laut Innenministerium 2,6 Millionen Menschen im vergangenen Monat 51 Spiele in zehn deutschen Stadien verfolgt. Sechs Millionen Menschen haben die Fanzonen besucht. Es gab 2100 Veranstaltungen zur Begleitung der EM, darunter fast 100 Public-Viewing-Events. Auch der CDU-Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, sagte am Montag: „Unsere Polizei hat geliefert! Ich danke allen, die dafür gesorgt haben, dass es ein fröhliches, friedliches Turnier geworden ist.“
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