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John Bolton, der Hardliner.

© Alex Brandon/AP/dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Trumps Show erleben, Putin zahlen lassen – und Zuckerberg nicht füttern

Trump wird sich von Bolton nicht erziehen lassen. Und er will Moskau nicht verprellen. Was macht die Welt?

John Bolton ersetzt Herbert McMaster als Nationaler Sicherheitsberater des US- Präsidenten. Schlottern WmdW langsam die Knie?

Iwo. „HR“, wie sie ihn in Washington nennen, ist doch erst die Nr. 22, die Trump arbeitslos gemacht hat. Bis Ende der Amtszeit kann er noch tausend Top- Leute kippen, auch Bolton, den Falken aller Falken, der als Privatmann Krieg gegen Nordkorea und Iran gefordert hatte. Aber Trump hört nicht auf seine Berater. Er wird sich die Gipfelnummer mit Kim nicht nehmen lassen. Anderseits sind Trump und Bolton sich einig, dass der Iran-Atomdeal des Teufels ist. Bei Putin geht’s wieder auseinander. Bolton will Konfrontation, Trump Moskau nicht verprellen. Trump wird sich von Bolton nicht erziehen lassen. Es gibt nur eine Show, und die heißt: „Ich, Trump.“

Die EU wird von US-Strafzöllen ausgenommen: Alle zusammen gegen China?

USA und EU sind sich in zwei Punkten einig: Peking klaut intellektuelles Eigentum und holt sich Handelsvorteile durch Dumping. Hier wäre eine gemeinsame Front nützlich. Wenn denn Trump das Wörtchen „gemeinsames Handeln“ verstehen würde. Das ist ihm so fremd wie das Aktenstudium oder die Einsicht, dass Strafzölle zuerst Amerika beschädigen. Auch „Diplomatie“ ist Trump ein Fremdwort. Leider sind diese politischen Sünden nicht justiziabel. Bis zur nächsten Wahl 2020 wird Trump das Rumpelstilzchen der US-Außenpolitik geben – zum Schaden der Welt wie des eigenen Landes.

Die EU zieht nach dem Anschlag in Großbritannien ihren Botschafter aus Moskau ab: Alle zusammen gegen Russland?

Ein bisschen. Aber einen richtig harten Schlag würde die EU nur führen, wenn sie alle 28 nationalen Botschafter abziehen würde; das will noch nicht einmal London tun. Dennoch ist der Weggang des EU-Repräsentanten ein richtiger Zug, signalisiert er doch dem Kreml, dass die EU sich so leicht nicht auseinanderdividieren lässt. Putin ist kein Imperialist, sondern ein Opportunist, der Kosten und Gewinne sorgfältig kalkuliert. Mord im Ausland ist gerade sehr teuer geworden.

Ist es schon Zeit für ein letztes Wort zu Facebook?

Nein. Facebook hat zwei Milliarden Nutzer. Selbst wenn ein paar Millionen von der Fahne gingen, bliebe FB ein globales Monopol. Aber Mark Zuckerberg hat die Zeichen der Zeit erkannt. Er, wie auch Google & Co., wissen nun, dass sie nicht in einem rechtsfreien und erst recht nicht in einem steuerfreien Raum leben. Die Staaten haben das letzte Wort. WmdW rät: Den Moloch nicht unbekümmert mit persönlichen Daten füttern. „Diskretion“ und „Privatsphäre“ versteht er in keiner Sprache der Welt.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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