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Afrika: Tschads Präsident beschuldigt Sudan

Nach den schweren Unruhen im Tschad ist die Hauptstadt N'Djamena wieder unter Kontrolle. Jetzt erhebt Präsident Déby schwere Vorwürfe gegen das Nachbarland Sudan. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hofft unterdessen auf einen "schnellstmöglichen Start" der EU-Schutztruppe.

Tschads Präsident Idriss Déby beschuldigt den Sudan, die tschadischen Rebellen bei ihrem Umsturzversuch offen militärisch unterstützt zu haben: Sudanesische Mig-Kampfflugzeuge hätten im Kampf um die Stadt Adré tschadische Stellungen bombardiert, so der Vorwurf von Déby im französischen Rundfunk. "Mit dem Einsatz von Söldnern wollte die sudanesische Regierung den Tschad destabilisieren - die internationale Gemeinschaft sagt nichts zum Sudan, weil die Afrikanische Union den Kopf in den Sand steckt".

Bei den Kämpfen in N'Djamena waren am Wochenende nach ersten Berichten von Hilfsorganisationen mindestens 100 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verwundeten wurde von "Ärzte ohne Grenzen" mit mindestens 700 angegeben.   Déby wies außerdem Angaben der tschadischen Rebellen über ein Eingreifen der französischen Luftwaffe zurück. Die Franzosen haben seinen Angaben zufolge allerdings mit Aufklärungsinformationen geholfen, die Rebellen aus der Hauptstadt N'Djamena zu vertreiben.

Paris will Schutztruppe "so schnell wie möglich"

Die Stationierung der geplanten Schutztruppe der Europäischen Union im Tschad soll sich nach dem Willen Frankreichs durch die jüngsten Kämpfe um höchstens sechs Wochen verzögern. Dem französischen Verteidigungsminister Hervé Morin zufolge haben die beteiligten EU-Länder die Planung für die Eufor-Truppe wieder aufgenommen, damit sie "so schnell wie möglich" stationiert werden kann. Zunächst müsse sich dazu die Lage in den zentralafrikanischen Land aber beruhigen. "Wir hoffen, dass sie in einigen Tagen oder Wochen stabil sein wird." Die EU hatte Ende Januar mit der Stationierung der Schutztruppe begonnen, als Rebellen auf die Hauptstadt N'Djamena vorrückten.

Die 3700 Mann starke europäische Truppe soll im Osten des Tschad und in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik rund 450.000 Flüchtlinge aus der sudanesischen Krisenregion Darfur beschützen und den Hilfsorganisationen vor Ort die Arbeit erleichtern. Frankreich stellt 2100 Soldaten für die Eufor-Operation. Es hat in der ehemaligen Kolonie seit Jahrzehnten ein Militärkontingent; derzeit sind rund 1400 französische Soldaten im Tschad stationiert.

Begnadigung für Franzosen in Aussicht

Tschads Präsident Idriss Déby stellt unterdessen auch eine schnelle Begnadigung der verurteilten Mitarbeiter der französischen Hilfsorganisation Arche de Zoé in Aussicht: "Ich bin bereit, ihnen zu vergeben", so Deby.

Die Affäre um Arche de Zoé hatte zu schweren politischen Spannungen zwischen dem Tschad und der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich geführt. Das zentralafrikanische Land hatte die sechs Mitarbeiter der Organisation im Dezember zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Sie hatten nach eigenen Angaben Waisenkinder aus der sudanesischen Krisenregion Darfur retten wollen. Tatsächlich stammten die Kinder aber aus dem Tschad und hatten fast alle noch Familienangehörige. Der Tschad hatte die Verurteilten nach dem Urteil an Frankreich überstellt, wo sie die Strafe verbüßen. Da es dort keine Zwangsarbeit gibt, wurde das Urteil in eine gleichlange Haftstrafe umgewandelt. Eine Begnadigung ist aber weiter nur durch den Tschad möglich. (jam/AFP/dpa)

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