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An den Sicherheitskontrollstellen fehlt viel Personal.

© Axel Heimken/dpa

Türkische Leiharbeiter sollen Flughafen-Chaos beheben: Der „Gastarbeiter“-2.0-Plan ist nicht praxistauglich

Flughafenpersonal kann man nicht mal eben husch-husch einstellen. Die Regierung tat erst wenig gegen die Krise, jetzt handelt sie aktionistisch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dennis Kazooba

In NRW haben die Ferien mit Bildern von Chaos am Düsseldorfer Flughafen begonnen. Das kam nicht überraschend – weder für den Flughafen noch für die Passagiere und auch nicht für die Politik –, denn der Grund ist Personalmangel. Die Bundesregierung hat bislang eher zögerlich reagiert.

Erst nachdem Lufthansa und andere Airlines Tausende Flugstreichungen für den Sommer ankündigten, lud Verkehrsminister Volker Wissing jüngst zum Gipfel und betonte danach besonders die Verantwortung der Branche für die Lage.

Nun will die Politik aber doch eingreifen – und stellte am Wochenende die kurzfristige Anwerbung von mindestens 2000 Leiharbeitern aus der Türkei in Aussicht. Details gibt es bisher nicht, doch die Nothilfemaßnahme dürfte kaum die Lösung sein. Für diesen Sommer schon gar nicht.

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Damit die „Gastarbeiter“ – das Wort war schnell wieder da – bei den Sicherheitskontrollen helfen könnten, müssten Zuverlässigkeitsüberprüfungen und Einarbeitung innerhalb eines Monats erfolgen, ein unrealistischer Zeitplan. Denkbar wären auch Hilfstätigkeiten wie die Gepäckverladung. Doch auch da braucht es eine Zuverlässigkeitsüberprüfung. Das Verfahren, das Monate dauern kann, soll nun beschleunigt werden. Womöglich mit Gesetzesänderungen.

Mitarbeiter sind erzürnt über die laxeren Prüfungen

Schon berichtet Verdi von erzürnten Mitarbeitern, die den Überprüfungsparcours durchliefen und nicht fassen können, dass neue Kollegen aus dem Ausland zu laxeren Voraussetzungen eingestellt werden sollen. Und wer soll überhaupt kommen? Es werden eher keine Fachkräfte sein, die in ihrer Heimat gut Jobs haben und – Stichwort Türkei – globale Flughafendrehkreuze am Laufen halten.

Man kann die Gastarbeiter-Ankündigung wohl zunächst als Beruhigungspille und Aktionismus verbuchen. Wichtiger wäre ohnehin eine Lernkurve, denn dies ist nicht der erste Chaos-Sommer. Politik und Flughäfen sind sehenden Auges vor die Wand gefahren. Es gilt, die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass die Jobs im Terminal und auf dem Vorfeld wieder attraktiv werden. Das bedeutet vor allem mehr Geld. Den Preis dafür in Form von teureren Tickets würden viele Passagiere sicher zahlen, wenn dafür ihre Reisen nicht mit einem Stresstest beginnen.

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