EU-Jubiläum: Türkei sauer auf Merkel
Weil die Türkei zur 50-Jahr-Feier der Römischen Verträge angeblich auf Betreiben von Angela Merkel nicht nach Berlin eingeladen worden war, schießt Ankara nun gegen die Kanzlerin. Auch ein Bierkrug, den Merkel Jacques Chirac schenkte, erregt die Gemüter.
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Istanbul - Die Türkei hat im Zusammenhang mit der neu aufgeflammten Erweiterungsdebatte in der EU ihre Kritik an der Bundesregierung verschärft. Parlamentspräsident Bülent Arinc sagte in Ankara, die Türkei sei auf das persönliche Betreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hin nicht zur 50-Jahr-Feier der EU nach Berlin eingeladen worden. Diese "sehr falsche" Haltung der Kanzlerin sei für die ganze Türkei betrüblich, sagte Arinc vor der Abreise zu einem Besuch in Portugal. Dennoch dürfe die Türkei das Ziel eines EU-Beitritts nicht aufgeben. Das Land habe die Kraft, alle Widerstände in Europa zu überwinden. Am Dienstag hatte bereits Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Erweiterungsdiskussion in der EU missbilligt.
Die türkische Regierung hatte bereits letzte Woche kritisiert, dass das EU-Bewerberland nicht zu den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge eingeladen worden war. Für zusätzliche Aufregung in der Türkei sorgte die Tatsache, dass Merkel dem scheidenden französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac einen Bierkrug mit einem Motiv einer napoleonischen Schlacht in Ägypten im Jahr 1799 schenkte: Ägypten stand damals unter der Herrschaft der Osmanen. Das Geschenk sei ein Hinweis darauf gewesen, dass Merkel die Türkei aus der EU heraushalten wolle, hieß es in den Zeitungen.
Außenminister Abdullah Gül riet der EU, sich lieber mit der Zukunft zu beschäftigen als mit der Vergangenheit. Das Boulevardblatt "Sabah" konnte jedoch mit einer tröstlichen Neuigkeit für die Türken aufwarten: Das Blatt zitierte einen Nachfahren Napoleons mit den Worten, er unterstütze die EU-Bewerbung Ankaras. (tso/AFP)
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