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Das kleine Mädchen lebt in einem provisorischen Zeltlager in der Nähe des Camps in Moria.

© dpa/Angelos Tzortzinis

Update

Überfüllte Lager in Griechenland: SPD und Grüne wollen weitere Geflüchtete aufnehmen

Dass Deutschland „nur“ 47 Minderjährige aus Griechenland aufgenommen hat, nennen die Grünen „beschämend“. Länder und Kommunen seien bereit zu weiteren Aufnahmen.

Nach der Aufnahme von 47 Minderjährigen aus griechischen Flüchtlingslagern in Deutschland fordern SPD und Grüne weitere Umsiedlungen. „Länder und Kommunen sind bereit zur Aufnahme - wir können also helfen, also sollten wir das über das bisher verabredete Maß gemeinsam mit unseren europäischen Partnern auch tun“, sagte der migrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Castellucci, der „Welt am Sonntag“.

Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, verlangte, Deutschland solle ein großzügiges Aufnahmeprogramm auf den Weg bringen, das neben Kindern auch Familien, Alleinstehende mit Kindern, schwangere Frauen sowie alte und kranke Menschen berücksichtige. Amtsberg nannte es „beschämend“, dass nach monatelanger Diskussion jetzt nur etwa 50 Personen aufgenommen werden.

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Der stellvertretende Unionsfraktionschef Thorsten Frei (CDU) betonte, man stehe zu dem Koalitionsbeschluss zur Aufnahme der Minderjährigen, wolle aber nicht darüber hinausgehen. Er wies darauf hin, dass Unterbringung und Betreuung pro Minderjährigem zwischen 50.000 und 70.000 Euro pro Jahr kosteten. Man könne mit dem Geld „auch viel Hilfe vor Ort leisten, ohne Anreize für die Migration zu schaffen“, sagte Frei der „Welt am Sonntag“. Bei der Aufnahme müsse es um die „absoluten Härtefälle“ gehen.

In Griechenland sollen unterdessen ab Montag hunderte ältere und kranke Flüchtlinge aus den völlig überfüllten Lagern auf den ägäischen Inseln aufs Festland gebracht werden. Insgesamt geht es nach Angaben des Migrationsministerium um rund 2380 „gefährdete Menschen“. Diese sollen innerhalb von zwei Wochen aus den Lagern auf den Inseln in Wohnungen, Hotels oder andere Lager auf dem Festland gebracht werden.

Katastrophale Lage in Flüchtlingslagern

Die Lage in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln gilt als katastrophal: Dort leben mehr als 36.000 Menschen in Camps, die eigentlich nur für etwas mehr als 6000 Menschen ausgelegt sind. Bislang wurden in den Lagern zwar noch keine Corona-Infektionen gemeldet, doch die Angst vor einer Verbreitung des neuartigen Virus wächst.

Bei den Menschen, die nun aus den Lagern aufs Festland gebracht werden, handelt es sich um 200 Flüchtlinge über 60 Jahre und 1730 Menschen mit Vorerkrankungen sowie deren Angehörige.

Feuer in Flüchtlingslager nach Tod von Bewohnerin

Im Lager Vial auf der Insel Chios war am Samstag nach Protesten wegen des Todes einer mit Fieber ins Krankenhaus gebrachten Bewohnerin ein Feuer ausgebrochen. Der Brand habe einen Wohncontainer zerstört, erklärte die Polizei. Griechische Medien berichteten von deutlich größeren Schäden, Bewohner des Lagers hätten die Feuerwehr zunächst am Löschen gehindert.

Eine 47-jährige Irakerin sei Anfang der Woche mit Fieber ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA. Dort sei sie negativ auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Am Samstag sei sie dann gestorben. Die Nachricht vom Tod der Frau löste Proteste in Vial aus. In dem Lager leben mehr als 5000 Menschen – eigentlich hat es aber nur Platz für höchstens 1000 Bewohner.

Aus Furcht vor dem Coronavirus stehen die griechischen Flüchtlingslager derzeit unter Quarantäne. In zwei Lagern auf dem Festland wurden bislang Infektionen registriert, die völlig überfüllten Lager auf den ägäischen Inseln blieben nach Behördenangaben bisher verschont. (AFP, dpa)

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