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Rekruten in Kasan.

© imago images/Yegor Aleyev

Ukraine-Invasion Tag 252: 100 Mobilisierte treten in den Streik und appellieren an Putin

Polen errichtet Grenzzaun bei Kaliningrad, Moskau nimmt wieder am Getreideabkommen teil, Putins Generäle diskutierten wohl Atomschlag. Der Überblick am Abend.

Stand:

Laut der russischen Menschenrechtsorganisation Gulagu.net befinden sich aktuell mindestens 100 mobilisierte Zivilisten in Zentralrussland im Streik. Der Grund: Sie werden nicht bezahlt. Sie verlangen die rund 3200 Euro, die ihnen zustehen, und tun das in einem Videoappell an die Regierung kund.

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Dieser beginnt mit den Worten: „Sehr geehrte Bürger der Russischen Föderation, die mobilisierten Soldaten der Tschuwaschischen Republik wenden sich an Sie! Wir riskieren unser eigenes Leben, um für Ihre Sicherheit und Ihr friedliches Leben zu sterben!“

Und weiter: „Unser Staat weigert sich, uns die Summe von 195.000 Rubel zu zahlen, die uns von unserem Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin versprochen wurde. Warum sollten wir dann für diesen Staat in den Krieg ziehen und unsere Familien ohne Unterstützung zurücklassen? Wir weigern uns, an der militärischen Sonderoperation teilzunehmen, und werden Gerechtigkeit walten lassen, bis wir das Geld erhalten, das unsere Regierung unter der Leitung des Präsidenten der Russischen Föderation versprochen hat.“

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Es ist der bisher wohl größte öffentlich gewordene Protest unter Mobilisierten (Foto unten). Aber er kommt angesichts der Situation, in der sich viele der Eingezogenen befinden, nicht überraschend. Zahlreiche Rekruten müssen ihre eigene Ausrüstung kaufen, auch die medizinische Versorgung müssen sie teilweise selbst sicherstellen. In einem beinahe surrealen Video (Quelle hier) empfahl eine russische Ausbilderin den Männern, die Tampons ihrer Frauen an die Front mitzunehmen - mit ihnen ließen sich Schusswunden schnell schließen. 

Laut Recherchen der Exilzeitung „Novaya Gazeta Europe“ sind zudem mindestens 23 Mobilisierte während des Trainings gestorben (Quelle hier). Die Gründe reichen von Drogen- und Alkoholkonsum bis hin zu Selbstmorden und Unfällen. Auch an der Front selbst scheint es laut mehreren Berichten unverhältnismäßig hohe Opfer unter den Rekrutierten zu geben. Laut dem Kreml ist die Teilmobilisierung inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Offiziell beendet hat sie die Regierung aber nicht. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Ungewöhnliche Worte aus dem Mund eines russischen Kriegsbefürworters. Man müsse den Feind mit Respekt behandeln, sagt „Wagner“-Chef und Putin-Vertrauter Prigoschin. Selenskyj bezeichnete er als „pragmatischen und gutaussehenden Typ“. Mehr hier.
  • Russland steigt wieder in das am Samstag ausgesetzte Abkommen zum Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer ein. Das teilte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit. Dank der Vermittlung der Türkei habe die Ukraine zugesichert, den Seekorridor nicht für Kampfhandlungen gegen Russland zu nutzen. Der türkische Präsident Erdogan bestätigte die Mitteilung des russischen Ministeriums. Zuvor hätte der türkische Verteidigungsminister mit seinem russischen Amtskollegen telefoniert, meldet die Nachrichtenagentur AFP. Mehr in unserem Liveblog.
  • Laut westlichen Regierungsquellen sind infolge der teilweisen Mobilmachung schätzungsweise 400.000 Russen aus ihrer Heimat geflohen. Bei der Zahl seien noch nicht diejenigen berücksichtigt, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das Land schon vorher verlassen hätten. Neben der Flucht ins Ausland seien auch viele Russen im eigenen Land untergetaucht, um der Einziehung in die Streitkräfte zu entgehen, so die Regierungsvertreter im Gespräch mit Journalisten.
  • Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat bei einem Besuch in Minsk das Ziel einer engen militärischen Zusammenarbeit mit Belarus bekräftigt. Der Aufbau eines gemeinsamen Verteidigungsraums sei besonders wichtig mit Blick auf die sich verschärfende Konfrontation zwischen dem Westen und Russland, sagte Schoigu am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem Kollegen Viktor Chrenin. Es gebe bereits unter anderem eine gemeinsame Militärdoktrin und ein System der Luftverteidigung, sagte Schoigu.
  • Polen will eine provisorische Absperrung an seiner mehr als 200 Kilometer langen Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad errichten. Es handele sich um einen 2,5 Meter hohen und drei Meter breiten Stacheldrahtverhau, teilte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak der Agentur PAP zufolge am Mittwoch in Warschau mit. Die Arbeiten würden sofort beginnen.
  • Die russischen Truppen kommen bei ihren Angriffen in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste nur äußerst langsam voran. Das Verteidigungsministerium in London verwies am Mittwoch auf Aussagen des Chefs der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wonach seine Einheiten täglich 100 bis 200 Meter vorrückten. Prigoschin habe zwar gesagt, dies sei in der modernen Kriegführung normal.
  • Die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ziehen nach Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko wegen der russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur verschiedene Szenarien zur Versorgung der Bevölkerung in Betracht. „Das schlimmste wäre, wenn es überhaupt keinen Strom, kein Wasser und keine Fernwärme gäbe“, schrieb Klitschko auf Telegram. „Für diesen Fall bereiten wir über 1000 Heizstellen in unserer Stadt vor.“ Die Standorte werden mit Generatoren ausgestattet und verfügen über einen Vorrat an lebensnotwendigen Dingen wie Wasser.

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