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Die Initiative «Arrivo» der Handwerkskammer Berlin vermittelt Flüchtlinge schnell in erste Jobs.

© Rainer Jensen/dpa

Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung: Unsichere Zukunft für Flüchtlinge

Viele Flüchtlinge suchen Arbeit – und werden sie auch finden. Häufig werden sie aber relativ schlecht bezahlt und haben ein hohes Armutsrisiko. Wie wird sich ihre soziale Lage entwickeln?

Die 2015 in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge erhöhen das Armutsrisiko der gesamten Bevölkerung nicht. Das geht aus dem Entwurf für den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervor. Denn die 2015 zugezogenen Flüchtlinge haben einen Bevölkerungsanteil von lediglich 1 Prozent. Selbst wenn alle im Verlauf der kommenden 15 Jahre nahe der Armutsgrenze landen würden, hätte das auf das Gesamtbild keinen Einfluss.

Noch liegen der Bundesregierung keine belastbaren Daten über die Flüchtlinge des Jahres 2015 vor. Aber das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) haben gemeinsam ein sogenanntes Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) aus Migranten gebildet. Das ist eine Gruppe von Menschen mit Migrationsgeschichte, die regelmäßig Fragebögen ausfüllen und aus deren Antworten ihr sozialer Status, der Grad ihrer Integration in den Arbeitsmarkt und ihre Wohnsituation ermittelt werden. Auf der Basis dieser Daten haben DIW und IAB Hochrechungen zur Flüchtlingsgruppe 2015 angestellt, die der Regierungsbericht ausführlich referiert.

Im Jahr 2015 lag der Anteil der erwerbstätigen Flüchtlinge im Alter zwischen 18 und 64 Jahren bei 14 Prozent. Auf der Basis der SOEP-Daten rechnen die Institute damit, dass der Anteil innerhalb von 15 Jahren auf 74 Prozent steigen wird. Das sind vier Prozentpunkte weniger als in der Gesamtbevölkerung.

Gering qualifizierte Flüchtlinge finden schneller Arbeit

Zunächst tun sich gering qualifizierte Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt leichter: 16 Prozent dieser Gruppe fand schon im ersten Jahr einen Job – zehn Prozent Flüchtlinge mit mittlerem Schulabschluss schafften das ebenfalls im ersten Jahr, aber nur neun Prozent der Hochschulabsolventen. 15 Jahre später dürfte sich das stark verändert haben. Dann dürften 65 Prozent der gering Qualifizierten einen Job haben, aber 72 Prozent der Flüchtlinge mit Berufsabschluss und 78 Prozent der Hochschulabsolventen.

Unterdurchschnittlich ist allerdings der Anteil der Selbstständigen unter den Flüchtlingen. Er liegt bei lediglich etwa fünf Prozent.

Flüchtlinge werden für ihre Arbeit am schlechtesten bezahlt

Die Integration in den Arbeitsmarkt mindert zwar das Armutsrisiko für die Flüchtlinge des Jahres 2015. Aber das Risiko, dass sie an der Armutsschwelle hängen bleiben, ist für sie höher als für die Durchschnittsbevölkerung und auch als für die Einwanderer, die absichtlich nach Deutschland gekommen sind. Im Jahr 2015 lag der Verdienst der Flüchtlinge bei etwa 54 Prozent des Verdienstes der Gesamtbevölkerung. 15 Jahre später können sie mit 72 Prozent des Durchschnittsverdienstes rechnen.

Flüchtlinge, heißt es im Bericht, seien die am schlechtesten bezahlte Gruppe im Arbeitsmarkt.

Die Chance, der Armut zu entkommen, steigt dann, wenn Flüchtlinge deutsche Bildungsabschlüsse erwerben. Deshalb raten DIW und IAB, verstärkt in die Bildung von Flüchtlingen zu investieren.

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