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Plüschtiere, Kerzen und Blumen finden sich am zentralen Gedenkort für die Opfer des Anschlags vor der Johanniskirche.

© dpa/Heiko Rebsch

Update

Vier Fälle von Körperverletzung: Übergriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund nach Anschlag in Magdeburg

Infolge des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit fünf Toten sind mehrere Menschen angegriffen worden, die als migrantisch wahrgenommen wurden. Die Polizei ermittelt.

Stand:

Nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt hat es in Magdeburg Angriffe gegenüber als migrantisch wahrgenommenen Personen gegeben. In vier Fällen seien Körperverletzungen bekannt geworden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Zuerst hatte der MDR berichtet.

In zwei Fällen konnte die Polizei nach eigenen Angaben die Tatverdächtigen identifizieren. Es seien entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte der Sprecher weiter. Die Polizei habe nach Bekanntwerden der Vorfälle umgehend reagiert und ihre Bemühungen zum Schutz der Bevölkerung durch Verstärkung der Streifentätigkeit im Stadtgebiet intensiviert.

Am 20. Dezember war der 50-jährige Taleb A. mit einem Auto ungebremst durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Fünf Menschen kamen ums Leben, mehr als 200 wurden teils schwer verletzt. Bei dem Täter handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Mann aus Saudi-Arabien, der zuletzt in Bernburg bei Magdeburg als Arzt arbeitete. Er war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen.

Sachsen-Anhalts Innenministerin versichert weitere Aufklärung

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) hat derweil die weitere Aufklärung der Tat und der Hintergründe versichert. Seit der Festnahme des Beschuldigten liefen die Ermittlungen „auf Hochtouren“, erklärte sie am Samstag. Es hätten noch nicht alle Fragen beantworten werden können, die Ermittlungen würden aber „weiter mit Hochdruck geführt werden“.

Neben den Ermittlungen werde auch intensiv aufgearbeitet, wer im Vorfeld welche Informationen über den Beschuldigten hatte und ob diese mit anderen ausgetauscht wurden, sagte die Ministerin. „Diese Aufarbeitung sind wir den Opfern und der Öffentlichkeit schuldig.“

Daneben müsse aufgearbeitet werden, was genau das Sicherheitskonzept des Veranstalters des Weihnachtsmarktes vorsah und ob es umgesetzt wurde, erklärte Zieschang. Gleiches gelte für die Einsatzkonzeption der Polizeiinspektion Magdeburg und die Abstimmungen zwischen Veranstalter, Ordnungsamt und Polizei.

„Nach Abschluss der Aufarbeitung müssen Versäumnisse klar benannt werden, um zukünftige Weihnachtsmärkte besser zu schützen“, betonte Zieschang. „Auch das sind wir den Opfern sowie allen Bürgerinnen und Bürgern schuldig.“

Über 600.000 Euro Spenden eingegangen

Auf dem Spendenkonto der Stadt sind mittlerweile 600.000 Euro zusammengekommen. Insgesamt 5.640 Spenderinnen und Spender hätten sich bisher an der Aktion beteiligt, teilte die Stadt mit.

Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) sagte: „Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist beeindruckend und ein weiteres Zeichen für den großen Zusammenhalt, die breite Unterstützung und das Gemeinschaftsgefühl, was wir derzeit an vielen Orten in Magdeburg spüren.“

Um den Opfern und Angehörigen des Anschlags vom 20. Dezember möglichst schnell Unterstützung zu sichern, hatten die Stadt und die Sparkasse Magdeburg das Konto eingerichtet. Es gibt auch noch andere Spendenaktionen. (epd/AFP/dpa)

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