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Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

© Markus Schreiber/Pool via REUTERS/File Photo

Vier Tage vor der bundesweiten Entscheidung: Astrazeneca-Problem war Merkel schon länger bekannt

Einem Medienbericht zufolge wusste Merkel tagelang Bescheid, dass es einen erneuten Anpassungsbedarf beim Impfstoff gibt. Kritik kommt von den Grünen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat einem Medienbericht zufolge bereits am Freitag vergangener Woche vom erneuten Anpassungsbedarf beim Impfstoff von Astrazeneca erfahren - vier Tage vor der bundesweiten Entscheidung, das Präparat nur noch Menschen über 60 Jahren zu spritzen.

„Angesichts der nationalen Tragweite der Entscheidung bat die Bundeskanzlerin darum, auch die Expertise des Ethikrates und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hinzuzuziehen“, sagte eine Regierungssprecherin dem Online-Portal ZDFheute.

Dem Bericht zufolge informierte der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, vergangene Woche sowohl Merkel als auch Kanzleramtsminister Helge Braun (ebenfalls CDU), dass der Impfstoff für bestimmte Altersgruppen aller Wahrscheinlichkeit nach erneut gestoppt werden müsse.

Eine Stiko-Sprecherin sagte dem ZDF: „Am Freitag fand ein Gespräch zur Information zwischen Prof. Mertens und dem Bundeskanzleramt statt.“ Am Dienstag beschlossen Bund und Länder dann, dass das Präparat in der Regel nur noch Menschen über 60 gespritzt werden soll.

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Hintergrund ist, dass bei 2,7 Millionen verabreichten Astrazeneca-Dosen 31 Verdachtsfälle einer sogenannten Hirnvenenthrombose gemeldet wurden. In neun Fällen verlief die Erkrankung tödlich.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen kritisierte die Vorgehensweise des Kanzleramts. „Die Bundesregierung hat offenbar trotz Wissens um die neuerliche Notwendigkeit von Anpassungen der Impfempfehlung nicht die Abstimmung mit den Leitungen der Kliniken und Impfzentren vor Ort gesucht.“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem Portal hingegen: „Es war richtig, dass der Entscheidung der Stiko nicht vorgegriffen wurde, weil die Daten das gesamte Wochenende über noch geprüft wurden.“ (dpa)

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