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Russische Soldaten in der Ukraine (Symbolbild).

© REUTERS/Baz Ratner

Vor laufender Kamera: Russischer Ex-Soldat zerreißt seinen Pass und spült ihn die Toilette herunter

Pawel Filatiew hatte zuvor ein Buch über seinen Kriegsdienst in der Ukraine veröffentlicht. Darin nennt er den Krieg Krieg und kritisiert das russische Regime.

Pawel Filatiew, der zuletzt mit seinen Schilderungen aus der russischen Armee und seinen Erfahrungsberichten aus dem Ukraine-Krieg Aufsehen erregte, hat nun einen Antrag auf politisches Asyl in Frankreich gestellt. Das wurde durch den Menschenrechtsaktivisten Vladimir Osechkin am Sonntagabend bekannt.

In einem Video, das Filatiew von sich auf dem Flughafen Charles de Gaulle aufnahm, erklärt er, wie der Ukraine-Krieg ihn von seinem Patriotismus für Russland, den er bisher gehegt hatte, abgewandt hat. Er war kurz zuvor auf dem Flughafen gelandet und hatte bei seiner Ankunft einen Asylantrag gestellt.

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„Da willst du nützlich für dein Land sein, liebst dein Land, doch dann herrscht in deinem Land eine Regierung, der alles absolut scheißegal ist“, sagt Filatiew in dem Video. „Der Wert des menschlichen Lebens ist dort einfach gleich null.“

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Während er in die Kamera spricht, läuft Filatiew zur Flughafentoilette, wo er vor laufender Kamera fluchend seinen Pass sowie seinen Veteranen- und seinen Militärpass zerreißt. Jedes Dokument hält er vorher in die Kamera, bevor er es in Papierfetzen reißt.

Anschließend sieht man auf dem Video, wie Filatiew die Papierstücke, die zuvor seine Dokumente waren, aufsammelt, in die nächstgelegene Toilette wirft und sie herunterspült. „Ich liebe alle russischen Menschen, aber Putin ist nicht Russland. Die Regierung gerade ist nicht Russland“, sagt er am Ende des Videos und beleidigt Putin anschließend noch mal.

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Filatiew war zuvor in Paris gelandet, wo er mithilfe der NGO Gulag.net hingereist ist. „Die Stiftung Neue Dissidenten und das Team von Gulagu net haben alles getan, um Pavel zu helfen, seine Freiheit, seine Gesundheit und sein Leben zu retten und auf das Gebiet der Demokratie und der Menschenrechte zu gelangen“, schrieb die NGO auf ihrem Youtube-Kanal.

Russische Exil-NGO setzt sich für Filiatevs Rechte in Frankreich ein

Filatiews Rechte in Frankreich werden Angaben von Gulag.net zufolge von der Anwältin Kamalia Mehtiyeva verteidigt. Die NGO hatte das Video von Filatiew auf ihrem Kanal veröffentlicht. Gulag.net wird betrieben vom im Exil lebenden Menschenrechtsaktivisten Vladimir Osechikin, der selbst in Paris lebt. Die NGO hat es sich zur Aufgabe gemacht, Folter und Korruption im russischen Strafvollzugssystem aufzudecken.

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Filatiew hatte seinen Kriegsdienst in der Ukraine aus medizinischen Gründen beendet – und kritisierte anschließend die Zustände in der russischen Armee. Ihm sei medizinische Versorgung verweigert worden, außerdem hätten er und seine Kameraden vor Kriegsbeginn nicht gewusst, dass sie in den Krieg geschickt würden.

In seinem Buch „ZOV“, das er als PDF-Datei auf dem russischen Netzwerk VKontakte veröffentlichte, nennte er den Ukraine-Krieg auch Krieg - und nicht „Spezialoperation“, wie er in Russland offiziell genannt wird.

Den Krieg beim Namen zu nennen, kann in Russland mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Es ist wahrscheinlich, dass Filatiew nach seinen öffentlichen Äußerungen zum Ukraine-Krieg und seiner Kritik am Präsidenten sowie am Verteidigungsministerium in Russland mit einer Strafverfolgung rechnen muss.

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