zum Hauptinhalt
Annalena Baerbock (r.) mit der Klimasonderbeauftragten Jennifer Morgan.

© AFP / JOSEPH EID

Vorreiterin, aber keine Brückenbauerin: Baerbocks überschaubare Bilanz bei der Weltklimakonferenz

Die deutsche Außenministerin hatte die Klimakonferenz in Scharm El-Scheich zur Chefinnen-Sache gemacht. Ist ihr Plan aufgegangen?

Annalena Baerbock wollte „delivern“ - liefern. Am Freitag hatte sich die Außenministerin in einem Online-Gespräch von der Klimakonferenz in Ägypten noch optimistisch gezeigt. „Wir werden bis zur letzten Minute dafür kämpfen, dass wir bei der Minderung von Emissionen Verpflichtungen bekommen.“

Zwei Tage später, am Sonntagmorgen nach der finalen Sitzung der COP27, äußerte sich die Grünen-Politikerin konsterniert. Von Frustration, Blockade und unnötigen Steinen im Weg schreibt die Außenministerin auf Twitter. Baerbocks Bilanz: „Die Welt verliert kostbare Zeit in Richtung 1,5-Grad-Pfad.“ Geliefert, das hat sie nicht.

Dabei hat Baerbock die Klimakonferenz in Scharm El-Scheich zur Chefinnen-Sache gemacht. Mit dem neuen Ansatz der Klimaaußenpolitik hat sie die Verantwortung der deutschen Delegation aus dem Umwelt- in ihr Ministerium gelotst. Mit Staatssekretärin Jennifer Morgan als Sonderbeauftragte hatte sie die Ex-Greenpeace-Chefin zur Leiterin der Delegation gemacht. Baerbock selbst war am Mittwoch nach Ägypten geflogen – doch trotz mehr als viertägiger Anwesenheit der Außenministerin, fällt die Bilanz der COP ernüchternd aus.

Es war ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz.

Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament

„Es war ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz“, sagt Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament, der für die EU-Delegation selbst in Ägypten dabei war. Kein Land habe seine Klimaziele seit der Klimakonferenz in Glasgow verschärft, auch die EU sei untätig geblieben.

Seine Parteifreundin nimmt Bloss aber explizit in Schutz: „Es kam erst Bewegung in die Verhandlungen, als Annalena Baerbock dazukam.“ Sie habe die EU dazu gedrängt, sich bei den Entschädigungszahlungen für Staaten, die besonders unter dem Klimawandel betroffen sind, zu bewegen.

Doch es ist vor allem die Weigerung Chinas, sich als Geldgeber für Klimaschäden zu beteiligen und eine ernsthafte Reduzierung seiner Emissionen voranzutreiben, die einem Erfolg in Ägypten im Weg stand. „Die Weltpolitik schwappt immer mehr in die Klimapolitik hinein“, beobachtet Bloss.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Viele afrikanische Staaten hätten sich nicht getraut, dem langjährigen Sponsoren von Infrastruktur zu widersprechen. Der Westen, der in der Vergangenheit seine Versprechen im globalen Süden nicht eingehalten hat, habe hier ein Vertrauensproblem.

Selbst die Opposition lobt Baerbock

Fakt ist aber auch, dass Baerbock, die sich immer wieder mit der Führung in Peking anlegt, auf der Klimakonferenz keine Brückenbauerin sein konnte. Vehement fordert sie eine neue China-Politik. Vertrauen schafft sie sich damit im Reich der Mitte nicht.

Doch selbst die Opposition ist mit der Außenministerin zufrieden. Baerbocks Engagement könne sich sehen lassen, sagt Roderich Kieswetter, Außenpolitiker der CDU, dem Tagesspiegel. Es sei wichtig, dass Deutschland mit der Klimaaußenpolitik unentschlossene Staaten zu mehr Klimaschutz bewegen wolle. „Außenministerin Baerbock ist hier auf dem richtigen Weg“, sagt Kiesewetter. Sie sei eine Vorreiterin innerhalb der EU.

Doch trotz des Lobes läuft Baerbock die Zeit zum Liefern immer mehr davon.

Zur Startseite