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In der Ständigen Vertretung in Berlin läuft das TV-Duell.

© dpa

Presseschau zum TV-Duell: Wahlkampf oder großes Kuscheln?

Gab es die große Überraschung? Hat Peer Steinbrück das Ruder herumreißen können? Und wer ist der eigentliche Sieger im TV-Duell? Viele Fragen, wir haben nachgeschaut, was andere dazu sagen.

Spiegel Online hat die Begegnung von Angela Merkel und Peer Steinbrück nicht gefallen: "Duell, Zweikampf, es waren große Worte, mit denen die TV-Debatte zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück angekündigt wurde. Aber, ganz ehrlich, ein TV-Duell sieht anders aus. Da geht es um Emotionen, echten Streit, da wird auch mal richtig attackiert, geholzt. Nichts davon war bei diesem freundlichen Geplauder zu sehen oder zu hören (...) Peer Steinbrücks Versprechen, für Mindestlöhne und generell für mehr soziale Gerechtigkeit einzutreten, war im Grundsatz eine wohlklingende Melodie.

Doch es fehlte die Empathie, die Leidenschaft des Vortrags. Ja, er bot Angela Merkel sogar noch eine Angriffsfläche, als er den schnellen Anstieg von Pensionen in Frage stellte. Was werden wohl die Polizisten und Feuerwehrleute dazu sagen? (...) Es spricht Bände, dass Steinbrück fast während des gesamten "Duells" weniger Redeanteile hatte als die Kanzlerin. Ein Herausforderer muss brennen, aus ihm müssten die guten Argumente nur so heraussprudeln. Doch es kam zu wenig. So blieben beide Kandidaten blass."

Das Handelsblatt kann sich nicht entscheiden und bietet "zwei Lesarten" zum Ergebnis an, a) Merkel hat schon gewonnen, b) Kanzlerin und Herausforderer begegnen sich erstmals auf Augenhöhe. Fazit: "Es bleiben aber auch noch 20 Tage bis zum Wahlsonntag. Peer Steinbrück und die SPD werden abgeschlagen hinter der CDU zweite Kraft werden – doch das linke Lager kann immer noch einen Regierungswechsel erzwingen. Stimmen die aktuellen Umfragen, dann geht der schwarz-gelben Koalition die Mehrheit verloren, sollten sich nur ein paar wenige Prozentpunkte zu ihren Ungunsten verschieben. Und die SPD weiß um ihre Chance: Bei der Wahl 2009 hat sie zehn Millionen Stimmen gegenüber 2005 verloren. Deshalb ist es Steinbrücks erklärtes Ziel, die Hälfte davon zurückzugewinnen. Sein Auftreten im TV-Duell hat ihm dabei sicher nicht geschadet." 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommt dagegen zu einer eher erschreckenden Erkenntnis: "Die CDU nimmt damit in Kauf, dass die Wähler nicht wissen, worauf sie sich eigentlich einlassen, wenn sie „Merkel“ wählen. Das schadet ihr nicht."

Die taz wiederum fühlt sich zum Schoßhündchen degradiert: "Ganz zum Schluss je neunzig Sekunden der Monolog an die Wähler. In Steinbrücks Ansage offenbart sich sein ganzes Dilemma: Man habe „Stillstand“, die SPD könne „die Sehnsucht nach Maß und Mitte“ in der sozialen Marktwirtschaft stillen. Sorry, aber etwas anderes bietet diese Kanzlerin auch nicht an. Und genau das ist das Problem dieses glänzenden Rhetorikers und seiner Partei. Nur ohne die plautzige Art der Kanzlerin. „Und jetzt wünsche ich Ihnen einen schönen Feierabend!“ sagt sie ganz zuletzt. Ab ins Körbchen, liebe Wähler!"

Und was heißt das nun für den 22. September? Die Berliner Zeitung freut sich über die Unversehrtheit des männlichen Kontrahenten und stellt darüber hinaus fest: "Steinbrück hat das Duell überlebt. In Wahrheit haben wir ein schönes Paar für die Neuauflage der großen Koalition erlebt. Zwei, die einander necken und mögen. Wieder kein Wahlkampf."

Für die Stuttgarter Zeitung gewinnt Peer Steinbrück und hat am Ende trotzdem verloren: "Steinbrück ist im TV-Duell rhetorisch überlegen. Er formuliert frecher, zupackender als Merkel. Er greift sie forsch an, ohne zu überziehen oder populistischen Versuchungen zu erliegen. (...) Merkels stärkstes Argument ist für ihn nicht breitenwirksam zu widerlegen: Acht Jahre mit Merkel in der Berliner Regierungszentrale waren für die meisten Deutschen keine schlechten Jahre. Dieses erfahrungsgesättigte Weiter-So ist Merkels wichtigste Botschaft – und sie überlebt dieses TV-Duell."

Für die Bild ist ohnehin klar: "TV-Duell Merkel vs. Steinbrück - Keiner schlägt den Raab".

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