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Tun Sie dies, tun Sie das, sonst kürzen wir das Geld? Geht doch auch anders.

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Debatte um Hartz-IV-Sanktionen: Warum nicht Lob statt Strafe bei Hartz IV?

Bei der Debatte um Hartz-IV-Sanktionen geht es im Grundsatz um die Sinnhaftigkeit des Prinzips Strafe als Anreizsystem. Wäre Loben besser? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Ohne Sanktionen gehe es nun mal eben nicht, erschallt es aus vielen Richtungen, wenn es um eine Neuausrichtung von Hartz IV geht. Völlig ausgeschlossen. Wie solle das gehen, und wo käme man da hin, wenn jeder machte, was ihm passt, beispielsweise Termine im Amt nicht wahrnehmen, ohne Strafen fürchten zu müssen?

Mitte Januar wird es beim Bundesverfassungsgericht eine Anhörung zur Rechtmäßigkeit der Sanktionen im Hartz-IV-Regelwerk geben. Da wird es voraussichtlich viel um Grundgesetzartikel 1 und die benötigten Summen für ein menschenwürdiges Existenzminimum gehen.

Es werden viele Juristen und Experten sprechen, außerdem ist eine Demonstration von sogenannten Betroffenen geplant: den Empfängern, Bewilligern, Rechtsvertretern und Hilfsvereinen. Und es lohnte sich sicher auch für alle anderen, zuzuhören. Denn es geht im Grundsatz um die Sinnhaftigkeit des Prinzips Strafe als Anreizsystem.

In jedem Hundebuch heißt es: Loben statt strafen

Tu, was verlangt wird, sonst wirst du büßen. So kann man mit den Anvertrauten umgehen. Ob man den richtigen Geist erweckt? Wie wäre es mit der umgekehrten Denkidee: Tu etwas mehr, als mindestens von Dir verlangt wird, und du wirst belohnt werden. Was ist wohl geeigneter als Motivationsansatz? Statt also darüber zu streiten, ob man die Sanktionen so weit verschärfen darf, dass dem Antragsteller am Ende das Geld für Essen, Heizung, Strom und gar Miete gestrichen wird, könnte man besser umgekehrt ein System ersinnen, dass eine Basisversorgung anbietet und diverse Möglichkeiten, durch gezeigtes Engagement und sinnvolle Mitarbeit Zusatzleistungen zu erhalten.

Zumindest die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände dürfte davon nichts halten. In ihrer Stellungnahme zum Termin in Karlsruhe heißt es: „Gerade bei Jugendlichen ist die positive Wirkung der Sanktionen besonders stark. Sie sind daher geeignet, eine Verhaltensänderung zu bewirken.“ Ja, vielleicht. Weil sie an Macht und Mitteln unterlegen sind. Eine unangenehme Lage.

Dazu eine Anmerkung: In nahezu jedem Buch zur Erziehung von Haustieren wird darauf hingewiesen, dass Loben bessere und schnellere Lernerfolge zeitigt als Strafen. Weil aus dem Loben eine positive Beziehung erwächst und jede Kreatur – ganz sicher auch der menschliche Leistungsbezieher – mehr Interesse an positiven, angstfreien und stresslosen Beziehungen hat. Warum traut man sich diesen Ansatz bei Tieren zu und nicht bei Menschen?

Lesen Sie hier die Debatte auf Causa zur Frage: Was folgt auf Hartz IV?

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