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US-Präsident Donald Trump

© Jim Watson / AFP

Drei Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Rumpelstilzchen in den USA, ein Blick in den Brexit-Abgrund und warme Weihnacht feiern. Antworten auf drei Fragen des Tages.

Zum Fest der Liebe lauter Trennungen. US-Präsident Trump trennt sich von Syrien und Afghanistan, sein Verteidigungsminister Mattis trennt sich vom Amt. Was trennt beide vom Duell?

Alles. Das letzte politisch relevante Duell in Amerika fand 1804 statt, als der Vizepräsident Burr den Finanzminister Hamilton totschoss. Trump, der sich vom Militärdienst gedrückt hat, kann nicht schießen, und der Marine-General Mattis steht in der US-Tradition der zivilen Oberherrschaft, die absoluten Gehorsam fordert. Überdies wäre Trump für ihn nicht satisfaktionsfähig. Er geht, weil er nicht mitschuldig sein will an einem Desaster amerikanischer Außenpolitik, das zwei Hauptgegnern – Russland und Iran – freie Hand in Mittelost gibt. Leute von Format wird Trump in seiner Amtszeit nicht mehr finden. Amerika wird jetzt von Rumpelstilzchen, einem Wüterich, regiert.

Großbritanniens Trennung wird – wie es aussieht – im Chaos enden. Oder fehlt hier die Trennschärfe?

WmdW glaubt immer noch, dass Brüssel und London schließlich von dem Abgrund zurückweichen werden, in den sie seit einigen Wochen blicken. Europa und das Königreich brauchen einander, und je näher der Scheidungstermin rückt, desto wahnsinniger wirkt die Lähmung auf beiden Seiten. Wie sagte doch der britische Literat Samuel Johnson (1704-84)? „Nichts konzentriert die Gedanken eines Menschen besser als seine bevorstehende Hinrichtung“ (frei übersetzt).

Ein warmes Wort zum Trend zur nieselgrauen Weihnacht…

Weiße Weihnachten sind überschätzt. Denken wir allein an Nazareth im Jahre 1 Christi. Gott sei Dank war es da warm im ungeheizten Stall. Man will sich gar nicht ausdenken, wie sich die Geschichte im dichten Schneegestöber entwickelt hätte. Historisch gesehen, gab's nur in der „Kleinen Eiszeit“ im 17. und 18. Jahrhundert regelmäßig Schnee in Mitteleuropa. In der Mitte des 19. kam der Weihnachtsmann noch zu Fuß, nicht im Schlitten. Seitdem wurde es hier wärmer und „Leise rieselt der Schnee“ zur Ausnahme, was aber die (selektive) Erinnerung an weihnachtliche Schneeballschlachten nicht stört. Früher war eben nicht alles besser.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Die Fragen stellte Ariane Bemmer.

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