zum Hauptinhalt
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) beim Jubiläumstreffen der Außenminister der Nato-Staaten am 4. April in Washington.

© Brendan Smialowski/AFP

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Keine Wahlprognosen mehr, lieber aus dem Zelt pinkeln und Uhren ablehnen. Antworten des Kolumnisten auf vier Fragen des Tages.

Heiko Maas wirkte beim Nato-Jubiläumstreffen wie ein begossener Pudel. Wir sollen mehr für Sicherheit ausgeben, fordern die Partner. In Deutschland ist eine Mehrheit dagegen. Wem soll Maas folgen?

Mit seiner Parole „Frieden und Freundschaft für jedermann“ wirkt er wie aus der Zeit gefallen. Früher lieferten die USA Sicherheit zum Discount, und Moskau blieb von 1989 bis 2008 zahm. Beides gilt nicht mehr. Logischerweise müsste „D“ seine Verteidigung stärken, nicht um Trump zu gefallen, sondern um der eigenen Sicherheit zu dienen – mit hochmobilen Kräften und schwerem Gerät für die Verstärkung. Dass Trump so rüde twittert, ist kein Grund, eigene Interessen zu vernachlässigen. Verschwänden die USA, müssten wir sehr viel mehr für Rüstung aufwenden als 1,23 Prozent vom BIP. Selbst Kroatien zahlt mehr.

Es stehen Wahlen in Israel an, der einzigen Demokratie im Nahen Osten. Kommt es zu einer weiteren Sternstunde des Parlamentarismus?

WmdW macht keine Wahlvoraussagen mehr, um Blamagen zu vermeiden. Aber er kann ein unterhaltsames Szenario anbieten. Da gibt es eine Partei namens Zehut („Identität“), die vier bis acht Sitze kriegen könnte und so den Königsmacher zwischen Mitte-Rechts (Netanjahu) und Mitte-Links (General a.D. Gantz) geben könnte. Zehut steht für Radikalliberalismus: weniger Steuern, Staat und Religion, dazu einen legalen Joint zwischen den Lippen. Andererseits: Annexion der Westbank. Es wird wohl so kommen wie immer: „König Bibi“ holt die meisten Sitze, muss sich aber eine Mehrheit mithilfe der Religiösen und der Weiter-rechts-Rechten verschaffen. Eine Viel-Parteien-Koalition ist freilich beruhigend, weil sie sich gegenseitig blockiert.

Die AfD-Kandidatin für den Bundestags-Vize ist schon wieder durchgefallen. Wie hätte WmdW entschieden?

Vielleicht wie US-Präsident Lyndon Johnson. Als der einen unliebsamen Kritiker feuern sollte, konterte er: „Mir ist es lieber, er ist im Zelt und pinkelt nach draußen, statt von dort nach drinnen.“ Im Zelt herrscht Disziplin, draußen tobt der böse Bär. Eine philosophische Frage: Wie sozialisiert man die AfD, wenn man die demokratischen Grundregeln gegen sie wendet und ihren Opfermythos stärkt? Die Parteien, die 87 Prozent der Sitze haben, sollten mehr Vertrauen in die Kraft unseres Systems haben.

Ein letztes Wort zu Reinhard Grindel…

Das unversteuerte Uhrengeschenk (6000 Euro) und Extraverdienste von 78000 Euro sind Auslöser des Sturzes, nicht die Ursache. Die sitzt tiefer. Der Mann war offensichtlich kein besonders erfolgreicher DFB-Chef. In einer solchen Lage muss man päpstlicher sein als der Papst, darf man allenfalls eine 50-Euro-Swatch annehmen. Oder richtig zulangen, damit man mit den Millionen hinterher ein gutes Auskommen hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false