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CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak stellt die Kampagne der CDU für die Bundestagswahl vor.

© dpa

Weiße Eltern, weiße Kinder, weiße Pflegekräfte: Die Wahlkampagne der CDU blendet die Realität aus

Auf ihren Wahlplakaten bildet die CDU die deutsche Einwanderungsgesellschaft nicht ab. Das mag zu ihrer Strategie passen, falsch ist es dennoch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Maria Fiedler

Mit so viel Gegenwind hatte die CDU wohl nicht gerechnet, als sie diese Woche ihre Wahlplakate vorstellte. Der Aufreger: Die Partei hatte ihre eigenen Mitarbeiter als Models für die Plakatkampagne engagiert – wegen der Hygienestandards in der Pandemie, wie es hieß. Am Mittwoch reagierte die Gewerkschaft der Polizei scharf auf ein Plakat, das eine als Polizistin verkleidete CDU-Mitarbeiterin zeigt: Parteien sollten „nicht mit Fake-Polizisten in unserem Outfit für sich werben“.

Doch dass die CDU nur ihre eigenen Mitarbeiter auf den Plakaten abbildete, hat noch eine andere, viel schwerwiegendere Nebenwirkung: Alle der gezeigten Personen sind weiß. Weiße Mütter, weiße Kinder, weiße Fachkräfte. Niemand mit erkennbarer Migrationsgeschichte. Eine auch von Einwanderung geprägte Gesellschaft wie die deutsche bildet das nicht ab. Den Verantwortlichen bei der beauftragten Agentur und natürlich in der Parteizentrale hätte das ins Auge fallen können. Auch Kanzlerkandidat Armin Laschet hätte sein Veto einlegen können.

Keine Sensibilität oder kein Interesse?

Dass das nicht passiert ist, kann zwei Gründe haben. Entweder ist die mangelnde Diversität tatsächlich niemandem aufgefallen – was hieße, dass es der Partei an Sensibilität mangelt. Oder die CDU hatte gar kein Interesse daran, auf ihren Plakaten auch nicht-weiße Menschen abzubilden. Beides wäre bedenklich.

Etwa 26 Prozent der Menschen in Deutschland haben eine Migrationsgeschichte, die Hälfte von ihnen auch einen deutschen Pass. Auch ihnen ein Angebot zu machen, wäre die Aufgabe einer Volkspartei. Stattdessen vermittelt die CDU mit ihrer ausschließlich weißen Plakatkampagne Menschen mit Migrationsgeschichte das Gefühl, nicht dazuzugehören.

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Ein „Alles kann so bleiben, wie es ist“-Wahlkampf

Vieles spricht dafür, dass die CDU die diverse Gesellschaft im Wahlkampf nicht zum Thema machen will – weder ihre Stärken noch ihre Probleme. Die CDU fährt einen „Alles kann so bleiben, wie es ist“-Wahlkampf. Das zeigt sich beim Klimawandel, den sie mit Innovationen und marktwirtschaftlichen Instrumenten für beherrschbar hält, ohne dass sich jemand groß einschränken muss. Das zeigt sich auch an der Wahlkampagne mit dem nichtssagenden Slogan „Deutschland gemeinsam machen“.

Experten sagen: Das ist aus Sicht der Union wohl sogar die richtige Strategie. Sie liegt in den Umfragen weit vorn. Jetzt lautet die Divise: Keine Fehler machen, niemanden überfordern.

Doch anzuerkennen und abzubilden, dass sich Deutschland verändert und dass Menschen mit Migrationsgeschichte selbstverständlich dazu gehören – das kann man von der CDU verlangen. Wenn Laschet glaubhaft auf seine Geschichte als erster Integrationsminister eines Bundeslandes verweisen will, sollte er schleunigst damit anfangen.

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