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Ein Krankenpfleger geht über einen Flur in einem Krankenhaus.

© dpa/ Philipp Schulze

Update

„Wer krank ist, bleibt daheim – der Rest geht arbeiten“: Union will Isolationspflicht für Gesundheitspersonal aufheben

Corona und die Grippe müssten ähnlich behandelt werden, sagt Unionsfraktionsvize Sepp Müller. Die Maßnahme soll auch die Lage in den Kliniklen entschärfen.

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Die Isolationspflicht für medizinisches Personal mit positivem Corona-Test sollte aus Sicht von CDU und CSU im Bundestag bundesweit wegfallen.

„Es ist nicht erklärbar, warum symptomfreie, aber Corona-positive Pfleger und Ärzte bis zu 14 Tage zu Hause bleiben müssen, während Grippekranke theoretisch arbeiten könnten“, sagte Unionsfraktionsvize Sepp Müller (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wer krank ist, bleibt daheim – und der Rest geht arbeiten.“

Es gehe auch um die angespannte Lage in den Kliniken, sagte er. „Um eine weitere Überlastung der Krankenhäuser entgegenzutreten, braucht es eine bundesweite Aufhebung der Isolationspflicht für medizinisches Personal.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse handeln. „Wir brauchen jetzt jede Hand am Patienten. Hier muss Lauterbach endlich koordinierend eingreifen.“ Mehrere Bundesländer hatten zuletzt die Isolationspflicht für Corona-Infizierte unter der allgemeinen Bevölkerung aufgehoben.

Wir brauchen 5000 zusätzliche Medizinstudierende.

Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister (SPD)

Am Freitag forderte auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft ein Ende der Corona-Isolationspflicht für Klinikbeschäftigte ohne Symptome ausgesprochen. „Wir erkennen mittlerweile auch in unseren Nachbarstaaten, dass die Pandemie zunehmend an Gefahr verloren hat“, sagte Vorstandschef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Deshalb sei eine Aufhebung der Isolationspflicht zu rechtfertigen, gerade angesichts teils dramatischer Personalengpässe in Krankenhäusern.

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warnte dagegen vor einer Aufhebung. „Wie das Stoppschild im Straßenverkehr Gefahren regelt, so wirkt die Isolationspflicht bei Corona: Sie schützt andere“, sagte Brysch dem RND. „Anstatt jetzt alle Dämme zu brechen, sollte die Politik dafür sorgen, dass das Schutzschild gegen Infektionen besonders für Hochbetagte steht.“ 

Viele Krankheitsausfälle bei Ärzten und Pflegekräften bereiten Kliniken bundesweit Probleme. So berichteten Krankenhäuser in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bremen von einer angespannten Personallage. Langfristig will Lauterbach das Problem mildern, indem mehr Studienplätze für Medizin geschaffen werden.

„Wir brauchen 5000 zusätzliche Medizinstudierende, sonst können wir die Babyboomer-Generation nicht angemessen versorgen“, sagte er im ZDF. Er wolle deshalb auf die Länder zugehen.

Zugleich machen Praxen und Krankenhäusern Engpässe bei Arzneimitteln zu schaffen. „Zunehmend verursachen Lieferengpässe große Probleme – auch im Krankenhaus“, sagte Gaß den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). Die größte Herausforderung seien Leferengpässe bei Notfallmedikamenten wie beim Wirkstoff Alteplasem der zum Beispiel nach Herzinfarkten und Schlaganfällen eingesetzt werde.

Auch bei den Hausärzten seien die Lieferengpässe zu spüren, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem RND. „Das Problem ist nicht neu, das Ausmaß schon.“ Viele Medikamente könnten durch ein anderes Präparat ersetzt werden.

Das erfordere in den Praxen jedoch enormen zusätzlichen Aufklärungsaufwand. „Gerade jetzt, wo die Hausarztpraxen aufgrund der starken Infektionswellen brechend voll sind, ist das eine zusätzliche zeitliche Belastung, die nur bedingt leistbar ist.“ (dpa)

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