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Willkommen daheim, Herr Merz!: Der Außenkanzler muss nach innen wirken
Am Freitag kommt es zum großen Auftritt des Regierungschefs vor der Sommerpause: Alle werden schauen, ob Friedrich Merz liefert. Strittige Themen fürs Land gibt es ja genügend.

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Mit Eigenlob ist er nicht sparsam, der Friedrich Merz. Seine Regierung sei eine der besten der letzten Jahrzehnte – ja, Gott, das sehen nicht mal alle in seiner CDU so. Die bundesdeutsche Bevölkerung ist insgesamt eher skeptisch. Dagegen muss der Kanzler jetzt etwas tun.
Am liebsten ist er im Ausland, jedenfalls sieht es danach aus. Da macht er sich auch gut, so weit. Immerhin wird Merz nicht von Donald Trump heruntergeputzt. Emmanuel Macron ist wohl auch ganz froh über den neuen Mann. Und Keir Starmer, der Briten-Premier, hat gerade eine sicherheitspolitische Beistandsverpflichtung abgegeben – das passiert auch nicht alle Tage.
Heute ist er dann mal wieder hier zu Gast. Der Außenkanzler muss von Amts wegen auch nach innen wirken, da hilft alles nichts. Viel hat sich angesammelt, das nicht mit einem „Wird schon werden“ oder „ist doch kein Beinbruch“ abzutun ist.
Kümmert er sich? Oder kümmert ihn das alles nicht? Der Eindruck wäre fatal.
Stephan-Andreas Casdorff, Editor-at-large
Nehmen wir nur mal die nicht enden wollende Debatte über die SPD-Kandidatin fürs Verfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf: Die ist ja nicht zuletzt eine darüber, ob Merz und die Seinen überhaupt wissen, wie ihre Partei und Fraktion ticken. Da tobt es ganz schön.
Oder dann so große Themen wie Pflege, Kassen, Migration, Stromsteuer, nicht zu vergessen: die Rente! Wie soll das alles werden, und wann? Wer kümmert sich? Kümmert er sich? Oder kümmert ihn das alles nicht? Der Eindruck wäre fatal.
Beispiel Rente: Es wird über einen „Boomer-Soli“ gestritten. Echt jetzt? Wenn das käme – die Wähler aus dieser Generation würden sich bedanken, bestimmt bei der nächsten Wahl.
Merz muss zeigen, dass er – sagen wir es in der Sprache, die zu ihm passt – tariffähig ist. Zahlen, Daten, Fakten: In der Pressekonferenz vor der Sommerpause geht es nicht nur darum, die Hauptstadtjournalisten zu beeindrucken. Die ganze Republik schaut zu, gewissermaßen.
32 Prozent der Wahlberechtigten meinen, dass Deutschland sich unter Merz eher zum Schlechteren verändert hat. Na, da geht noch was, oder? Und zwar zum Besseren. Bitte ganz bald. Willkommen daheim.
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