zum Hauptinhalt
Interview im Klassenzimmer. Frankreichs Staatschef Emmanuel Emmanuel Macron (l.) und der TV-Journalist Jean-Pierre Pernaut.

© REUTERS

Macron im TV-Interview: Willkommen in Berd'huis

Frankreichs Staatschef Macron gilt als Vertreter der Globalisierungsgewinner in den Städten. Um diesen Vorwurf zu entkräften, wurde ein TV-Interview in die Provinz in der Normandie verlegt.

Stand:

Die Kulisse war sorgsam ausgewählt, als sich Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron am Donnerstag vom Fernsehsender TF1 interviewen ließ. In einem Klassenraum, den die Drittklässler einer modernen Vorzeige-Grundschule im nordfranzösischen Dorf Berd’huis dem Staatschef überlassen hatten, beantwortete Macron eine Stunde lang die Fragen eines TV-Journalisten – vom Syrien-Krieg bis zu den Finanzsorgen der Rentner in Frankreich.

Seit Anfang des Monats bröckelt die Zustimmung zu Macron

Macron wird regelmäßig mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei lediglich der „Präsident der Reichen“ oder „der Präsident der Großstädte“. Ersteres hängt damit zusammen, dass Macron die Vermögensteuer weit gehend abgeschafft hat, um einen Anreiz für Investoren zu bieten. Die Sichtweise, dass Macron in erster Linie Globalisierungs-Gewinner in den Städten vertrete, findet ihre Bestätigung in jüngsten Umfragen. Seit Anfang des Monats bröckelt die Zustimmung für den Staatschef. Nach einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Befragung des Umfrageinstituts Elabe unterstützen zwar 65 Prozent der Führungskräfte in der Wirtschaft die Politik des französischen Präsidenten, aber nur 27 Prozent der Angehörigen der Arbeiter- und Mittelschicht.

In dieser Situation fiel die Wahl für den Ort des TF1-Interviews auf den 1000-Seelen-Ort Berd’huis in der Normandie. Berd’huis liefert den Beweis, dass das Leben in der Provinz in Frankreich nicht überall schlecht ist: In der dortigen Grundschule werden zusätzliche Lehrer eingestellt, im Ort lassen sich Ärzte neu nieder. „Wir werden die ländlichen Regionen in keinster Weise aufgeben“, erklärte Macron. Er kündigte an, dass mit dem Beginn des neuen Schuljahres 1000 zusätzliche Schulklassen auf dem Land eröffnet werden.

Staatschef will Bahnreform nach deutschem Vorbild

Zudem versuchte Macron auch die Sorge zu entkräften, dass mit dem geplanten Umbau des staatlichen Bahnunternehmens SNCF unrentable Verbindungen in ländlichen Regionen eingestellt werden könnten. Dabei verwies er auf die in den Neunzigerjahren in Deutschland eingeleitete Bahnreform. Dadurch sei der Service verbessert worden, die Zahl der Kunden habe sich erhöht, und zudem seien zusätzliche Regionalverbindungen entstanden, sagte er. Ähnliches strebt Macron nun für Frankreichs Staatsbahn an – gegen den Widerstand der Gewerkschaften. Auch an diesem Freitag wollen wieder zahlreiche Lokführer bei der SNCF streiken. Angesichts der Kraftprobe mit den Gewerkschaften schlug der Präsident einen versöhnlichen Ton an und erinnerte daran, dass sein Großvater Eisenbahner war. Die geplante Reform wolle er aber trotzdem komplett durchziehen, kündigte er an.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })