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CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz im ZDF beim Klartext.

© REUTERS/Michael Kappeler

Kanzlerkandidaten im ZDF-Wahlforum: Bei einer Spitze gegen die CSU muss Merz lachen

Pathos, Peinlichkeit und eine Prognose: So lief das ZDF-Wahlforum am Donnerstagabend mit den Kanzlerkandidaten von SPD, Union, Grüne und AfD ab. Eine Schnell-Analyse.

Stand:

Gäste: Erst Kanzler Olaf Scholz (SPD), dann die Kanzlerkandidaten Robert Habeck (Grüne), Alice Weidel (AfD), Friedrich Merz (Union). Es moderieren Bettina Schausten und Christian Sievers (ZDF). Die vier Kanzlerkandidaten werden separat voneinander interviewt, haben jeweils etwa 30 Minuten Zeit. 120 Gäste im Studio dürfen Fragen stellen. Sie stammen aus allen Regionen Deutschlands, aus allen politischen Lagern, wie das ZDF sagt.

Halbwahrheit: Die erste Frage bezieht sich auf den Anschlag von München nur wenige Stunden zuvor, tatverdächtig ist ein 24-jähriger afghanischer Asylbewerber. Eine Hausfrau aus Solingen fragt Scholz, ob er eine moralische Mitschuld „an jedem einzelnen Mord“ in der jüngsten Anschlag-Serie hat. Scholz verweist unter anderem auf „Abschiebeflüge nach Afghanistan“. In Scholz’ Kanzlerschaft gab es aber bisher nur einen, kurz vor den Ost-Wahlen im Sommer 2024.

Pathos: „Wir sind der größte Unterstützer der Ukraine in Europa.“ (Scholz). Eine Banalität. Deutschland hat 84 Millionen Einwohner, ist mit Abstand einwohnerstärkstes Land der EU. Größte Wirtschaftsmacht in der EU. Etliche Länder in der EU helfen der Ukraine, gemessen an ihrer Wirtschaftskraft, erheblich mehr. Und: Polen gibt knapp fünf Prozent seines BIP für Verteidigung aus, Deutschland gerade einmal zwei Prozent.

Zweckoptimismus: „Ich spiele nicht nur auf Sieg, ich will gewinnen.“ (Scholz)

Journalisten sind die einzigen, die mich danach fragen.

Robert Habeck, Grüne, Vizekanzler, Kanzlerkandidat, über das Heizungsgesetz

Geständnis: „Wir mögen uns.“ (Scholz über Habeck). „Wir haben uns gut verstanden.“ (Habeck über Scholz)

Mit dem amtierenden Kanzler Olaf Scholz (SPD) startete die Fragerunde.

© dpa/Michael Kappeler

Kühne These: „Journalisten sind die einzigen, die mich danach fragen.“ (Habeck über das von ihm verantwortete und von der Ampel massiv veränderte Heizungsgesetz)

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Peinlichkeit: „Wir brauchen eine große Sicherheitsoffensive“, sagt Habeck, von einer selbständigen Schneiderin aus Bremen auf Kriminalitäts-Erfahrungen angesprochen. Was haben die Grünen dafür in den letzten drei Jahren getan? Und: Wieso haben es die Grünen in 45 Jahren ihrer Geschichte noch nie gewagt, das Amt eines Innenministers zu übernehmen, weder im Bund noch in einem Land?

31.01.2025

Anspannung: Habeck ist noch da, Weidel betritt das Studio. Zwei, drei verkrampfte Minuten gemeinsam mit den Moderatoren.

Robert Habeck, Kanzlerkandidat der Grünen, war der zweite Gesprächspartner für die Zuschauerinnen und Zuschauer.

© dpa/Svea Pietschmann

Falschdarstellung: Der mutmaßliche Täter von München habe Sozialleistungen bezogen, sagt Weidel. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte zuvor, der junge Mann sei „ als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen tätig“ gewesen.

Überraschung: „Sie kann hierbleiben“, sagt Weidel über eine anwesende Altenpflegerin aus Georgien, die in Bielefeld arbeitet, aber in Deutschland nur geduldet ist. Weidel behauptet: „Diese Frau hätte einfach nach Deutschland kommen können.“ Weil sie hier arbeite und Steuern zahle. Das klingt so, als wolle die AfD geduldete Asylbewerber mit Job künftig nicht mehr abschieben.

Die eine geht, der andere kommt. Handschlag zwischen Alice Weidel (AfD) und Friedrich Merz (CDU).

© REUTERS/Michael Kappeler

Optimismus: „Die demokratischen Parteien der Mitte müssen handlungsfähig sein und die Probleme lösen, vor allem in Migration und Wirtschaft. Ich habe das Vertrauen, dass uns das gelingt.“ Merz wendet sich damit gegen den Vorschlag eines Fragestellers, die CDU möge mit der AfD Gespräche führen. Die AfD, sagt Merz, sei „offen rechtsextrem und ausländerfeindlich“.

Schlagabtausch: Zwischen Merz und Jan Ossenbrink, Wärmepumpen-Unternehmer aus Köln. Ossenbrink widerspricht Merz, es geht hin und her, her und hin. Ossenbrink, gut vorbereitet, rhetorisch stark, unterbricht Merz mehrfach. „Sie müssen mal einen eigenen Termin machen“, sagt Moderatorin Schausten.

Lacher: Selbst Merz muss lachen, als ein Bahnfahrer aus Münster spitz fragt: „Muss ich mit Ihnen einen CSU-Verkehrsminister fürchten?“

Prognose: US-Vizepräsident JD Vance werde bei der Münchner Sicherheitskonferenz am Freitag eine „brutale, konfrontative Rede“ halten, sagt Merz: „Ich hoffe, dass der Bundeskanzler darauf vorbereitet ist und es eine europäische Antwort gibt.“

Fehlende Themen: Umgang mit China, Zukunft der EU, Bildung.

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