Brandenburg: 12000 demonstrierten gegen Bombodrom
Bislang größte Protestaktion gegen geplanten Luft-Boden-Schießplatz / Appell an Merkel
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Fretzdorf – Im Kampf gegen die Wiederinbetriebnahme des Luft-Boden-Schießplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide hat die Bürgerinitiative (BI) „Freie Heide“ erneut ein Achtungszeichen gesetzt. An der 100. Protestwanderung am Ostersonntag hätten sich mehr als 12 000 Menschen beteiligt, sagte BI-Sprecher Benedikt Schirge. Das sei die bislang größte Demonstration gegen das so genannte Bombodrom bei Wittstock gewesen. Zugleich sei damit trotz schlechten Wetters der größte Ostermarsch Deutschlands auf die Beine gestellt worden.
Bei der Protestwanderung unterzeichneten mehrere hundert Teilnehmer Postkarten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Diese soll nach dem Willen der Bürgerinitiative ihren Parteikollegen und Verteidigungsminister Franz Josef Jung von den Plänen zur militärischen Nutzung der Heidelandschaft abbringen. Ein Spitzengespräch zwischen Jung und den Ministerpräsidenten von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Matthias Platzeck und Harald Ringstorff (beide SPD), war Ende Februar ohne Ergebnis geblieben. Platzeck und Ringstorff dürften deshalb aber nicht aufgeben, betonte Schirge. Sie müssten sich weiter gegen das „Bombodrom“ stark machen.
Brandenburgs Staatskanzleichef Clemens Appel sicherte der Initiative bei der Kundgebung in Fretzdorf die volle Unterstützung zu. Platzeck werde Seite an Seite mit Ringstorff gegen das „Bombodrom“ kämpfen. Die Bundeswehr dürfe sich nicht über die Befindlichkeiten einer ganzen Region hinwegsetzen. Ähnlich äußerte sich Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Wolfgang Methling (Linkspartei.PDS). Er wies das Argument zurück, dass der Luft-Boden-Schießplatz Arbeitsplätze schaffen werde. Die Region habe sich vor Jahren für den Tourismus entschieden. Die dadurch entstandenen Arbeitsplätze dürften nicht kaputt gemacht werden.
Appel bekräftigte, die Brandenburger Landesregierung spreche sich „ohne Wenn und Aber“ gegen den Schießplatz aus. Das Hickhack um die Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide müsse ein Ende haben. Die Region brauche endlich Klarheit und eine Perspektive. Die Landesregierung setze deshalb „unbeirrt“ auf politische Überzeugungsarbeit. Platzeck werde sich auf Bundesebene „mit Nachdruck für eine zivile Nutzung“ der Region einsetzen. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Gottfried Timm (SPD) ergänzte: „Alle Verteidigungsminister wollten das Bombodrom, geschafft hat es bislang keiner.“ Mecklenburg-Vorpommern suche weiter gemeinsam mit Brandenburg die juristische Auseinandersetzung mit dem Verteidigungsminister.
Das Verteidigungsministerium hatte 2003 entschieden, das früher von der sowjetischen Armee genutzte „Bombodrom“ als Luft-Boden-Schießplatz in Betrieb zu nehmen. Die Bundeswehr plant über dem 144 Quadratkilometer großen Areal rund 1700 Übungstiefflüge pro Jahr. Da jedoch mehrere Klagen gegen das „Bombodrom“ anhängig sind, darf die Bundeswehr das Gelände vorerst nicht nutzen.
Allerdings hat die Bundesrepublik im Dezember Eilanträge beim Verwaltungsgericht Potsdam eingereicht, um das einstweilige Nutzungsverbot aufzuheben. Jung hofft, dass noch vor der Sommerpause entsprechende gerichtliche Entscheidungen gefällt werden.
Susann Fischer
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