Brandenburg: 2050: Nur noch 1,81 Millionen Brandenburger
Studie sieht für Brandenburg Einwohnerverlust von 30 Prozent in nächsten 45 Jahren – aber Potsdam wächst
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Studie sieht für Brandenburg Einwohnerverlust von 30 Prozent in nächsten 45 Jahren – aber Potsdam wächst Frankfurt / Main - Brandenburg wird leerer – 2050 sollen nur 1,81 Millionen Leute im Land leben, jetzt sind es noch 2,56 Millionen. Diese Prognose steht in einer jetzt veröffentlichten Studie der staatseigenen KfW-Bankengruppe. „In Ostdeutschland finden wir zwar keine flächendeckenden blühenden Landschaften, aber von einem Mezzogiorno ohne Mafia kann auch keine Rede sein. Kurzum: es gibt Licht und Schatten“, sagt KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch über die Ergebnisse. Dramatisch sehen jedoch die erwarteten Einwohnerzahlen aus. Bis jetzt ist Brandenburg laut der Studie beim Bevölkerungsrückgang im Vergleich zu den anderen neuen Bundesländern noch glimpflich davon gekommen: Nur 0,9 Prozent kehrten dem Land seit 1990 den Rücken. Den höchsten Verlust muss Sachsen-Anhalt mit minus 12,2 Prozent verkraften. Insgesamt verloren die fünf neuen Länder 1,3 Millionen Menschen seit der Vereinigung. Jedoch gibt es in Brandenburg starke regionale Unterschiede bei der Zu- und Abwanderung: Den Landkreis Prignitz und die Region um Brandenburg/Havel verließen laut Tabellen der Studie seit 1990 mehr als 15 Prozent. Positiv stehen dafür die Landkreise Potsdam-Mittelmark, Dahme- Spreewald, Oberhavel und das Havelland da, sie verbuchten seit 1990 Einwohnerzuwächse von mehr als 10 Prozent. Doch dem Trend zu weniger Einwohnern in den fünf neuen Ländern – bis 2020 soll die Bevölkerung noch einmal um 11,3 Prozent sinken, danach noch einmal bis 2050 um fast 28 Prozent auf weniger als zehn Millionen Menschen – wird sich laut der Studie auch Brandenburg nicht entziehen können. Mir 30 Prozent weniger Menschen rechnet die KfW-Bank. Auch hier verläuft die Entwicklung regional verschieden: So sieht die Studie für Potsdam einen Anstieg der Bevölkerung bis 2050 um 13,4 Prozent auf 162 500 Bewohner. Ebenso sollen im Havelland mehr Menschen leben: 158 700, ein Plus von vier Prozent. Dies seien aber nur „punktuelle“ Gewinne. Generell seien in 45 Jahren weite Teile des Landes vom Bevölkerungsrückgang betroffen, für einzelne Kreise und Städte werden Einwohner-Verluste von bis zu 30 Prozent prognostiziert. Die Studie spricht von sich „selbst beschleunigenden Entleerungsprozessen“ durch negativen Erwartungen, so würden Sogwirkungen bei der Abwanderung entstehen. Dies könne schließlich dazu führen, dass kleinere Ortschaften und Städte in dünn besiedelten Regionen „kaum noch überlebensfähig“ sein werden. Trotz des düsteren Szenarios empfiehlt die KfW-Bank keine Radikallösungen, sondern legt der Politik stattdessen weitere Investitionen in den Mittelstand, Innovationen und Bildung nahe. „Wir halten nichts von Sonderwirtschaftszonen“, sagt Irsch. Förderungen sollten nicht auf bestimmte Regionen begrenzt sein, die mehr Potential hätten. Zudem sieht die Studie nicht nur die schlechten Seiten. So fällt in Brandenburg die Pro-Kopf-Verschuldung mit durchschnittlich rund 705 Euro zum Beispiel deutlich geringer aus als der Durchschnitt in den alten Bundesländern mit 1091 Euro. Besonders können sich die Landkreise im "Speckgürtel um Berlin" freuen: Ihre Verschuldungszahlen liegen allesamt unter dem Bundesdurchschnitt, weit darunter stehen Frankfurt/Oder und Brandenburg a.d. Havel mit einer Verschuldung von weniger als 400 Euro pro Einwohner. Henri Kramer
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