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35 Jahre Deutsche Einheit: Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragte warnt vor Verharmlosung der DDR-Geschichte
Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit hat Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragte Maria Nooke vor einer Verharmlosung der DDR-Geschichte gewarnt. Jugendliche müssten darüber mehr in der Schule lernen.
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Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit hat Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragte Maria Nooke vor einer Verharmlosung der DDR-Geschichte gewarnt. „Wir sehen immer noch einen großen Aufklärungsbedarf“, sagte Nooke am Montag vor Journalisten in Potsdam. „Die nächste Generation kennt die DDR-Geschichte nur noch über familiäre Erfahrungen und Erzählungen.“
Nooke sprach sich dafür aus, der Zeit der DDR mehr Platz im Geschichtsunterricht an den Schulen einzuräumen. „Um den Nachgeborenen bewusst zu machen, welch hohes Gut Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind, sollte deutlich mehr investiert werden.“ Es habe „Mut und Engagement“ gebraucht, um die Diktatur zu überwinden. Auch heute brauche es aber „Mut und Engagement“, um die Demokratie zu erhalten.
Nooke stellte am Montag das Programm ihrer Behörde zum Einheitsjubiläum vor. So sollen im Land Gesprächsveranstaltungen mit dem Titel „35 Jahre Deutsche Einheit – Aufbrüche, Hoffnungen, Enttäuschungen“ stattfinden. „Wir wollen dabei Erfahrungen und Gefühle zulassen, die sich sehr unterschiedlich gestalten“, sagte Nooke.
Diskurs mit unterschiedlichen Perspektiven
„Ein Diskurs entsteht nur, wenn wir die unterschiedlichen Perspektiven zulassen, ernst nehmen und darüber in Austausch kommen.“ Es gehe um den Diskurs mit Menschen mit unterschiedlicher Sozialisation in Ost und West. „Das darf auch kontrovers sein“, sagte Nooke. „Es geht darum, zu reflektieren, wie der Systemwechsel entstand und wie er die Menschen geprägt hat.“
In Zusammenarbeit mit der „AG politische Bildung Cottbus“ wurden mehrere Ausstellungen konzipiert, von denen eine auch im Potsdamer Landtag gezeigt werden soll. Damit wolle man geschichtsrevisionistischen Bestrebungen und einer ahistorischen Vereinnahmung der friedlichen Revolution entgegentreten.
Jugendliche sollen Zeitzeugeninterviews führen und in Comics darstellen
Besonders kreativ will Nooke künftig mit jungen Leuten arbeiten. „Für junge Menschen ist die Zeit weit weg“, sagte die Aufarbeitungsbeauftragte. „Sie ist nur Geschichte.“
Man wolle daher das Medium Comic als Zugang nutzen: An Schulen sollen Workshops mit den Comic-Zeichnern von „Zoom und Tinte“ stattfinden. Die Jugendlichen sollen Zeitzeugeninterviews führen und das Gehörte dann als Comic darstellen. „Die Jugendlichen sollen selbst kreativ werden und Wissen über die Umbruchszeit gewinnen“, sagte Nooke. „Mit diesem multiperspektivischen Ansatz werden vielfältige Geschichten und Erfahrungen dargestellt und untereinander besprochen.“
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