Brandenburg: Abbartiger Streifen
Meryl Streep und Pierce Brosnan sind in Berlin Gestern stellten sie ihren Film „Mamma Mia!“ vor
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Der Himmel über dem Brandenburger Tor ist wolkenlos und strahlend blau. Plötzlich funkelt die Luft, Glitzerfontänen regnen auf den Pariser Platz, und alles Bunte wirkt noch ein wenig bunter. Von irgendwo erklingt die berühmte Liedzeile: „You can dance, you can jive, having the time of your life“ – du kannst tanzen, du kannst swingen, du kannst die tollste Zeit deines Lebens haben!
So ähnlich hätte die Verfilmung des erfolgreichen ABBA-Musicals beginnen können, wäre sie nicht in Griechenland, sondern in Berlin gedreht worden. Doch auch so schien die Luft zu flimmern und zu leuchten, als gestern Meryl Streep und Pierce Brosnan im Hotel Adlon am Pariser Platz gemeinsam mit der Regisseurin Phyllila Lloyd ihren Film „Mamma Mia!“ vorstellten, der am 17. Juli in die deutschen Kinos kommt.
Die für heute Abend geplante Premierenfeier wurde aus Gründen des drohenden Schauspielerstreiks in den USA abgesagt. Man fürchtete, die Stars könnten sich mit den weniger gut bezahlten Kollegen solidarisieren und der Premiere fernbleiben.
„Mamma Mia!“ ist ein Sommer- und ein Gute-Laune-Film. Es ist ein Film für ABBA-Fans genauso wie für Menschen, die bisher noch nicht wussten, dass zum wahren Glücklichsein nicht nur das Leben auf einer kleinen griechischen Insel, sondern auch die Lieder einer der erfolgreichsten Popgruppen aller Zeiten gehören. Der Musicalfilm um die Suche der 20-jährigen Sophie (Amanda Seyfried) nach ihrem leiblichen Vater (die möglichen Erzeuger spielen Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgård) ist ein leichtes, verspieltes Sommermärchen, das noch lange im Blutkreislauf swingt.
Er ist allerdings kein Film mit perfektem ABBA-Sound. Es ist den Produzenten Judy Craymer, Gary Goetzman, Tom Hanks sowie Benny Andersson und Björn Ulvaeus von ABBA hoch anzurechnen, dass sie die Stimmen der Schauspieler für die 17 ABBA-Songs nicht durch den Computer gejagt haben, um sie zu glätten: Der Zuschauer hört das Gepresste in Brosnans zeitweise durchaus sexy gebrochener, rauer Stimme, und er nimmt wahr, wenn die im Ganzen gute Sängerin Streep manche Höhe dann doch nicht erreicht. Der Mut der Regisseurin zur Authentizität verleiht dem Film zusätzlichen Charme und Witz. „Phyllila hat uns erlaubt, kindisch zu sein und Fehler zu machen – daraus ist die großartige Magie des Filmes entstanden“, so Streep.
Eine Entdeckung ist die 22-jährige Amanda Seyfried, ihre Singstimme ist wie ihre ganze, strahlend blonde Erscheinung warm und hell. „Slipping through my fingers“, ihr Duett mit Streep, ist einer der Höhepunkte des Films.
Nicht für alle Schauspieler bedeutete das Singen anfangs das reine Vergnügen. Der 55-jährige viermalige Bond-Darsteller Brosnan gesteht, noch niemals vor einem Drehbeginn so nervös gewesen zu sein. Allein dass seine beiden männlichen Schauspielerkollegen vor ähnlichen gesanglichen Problemen gestanden hätten, hätte ihm den nötigen Mut gegeben. „Tagein, tagaus, wenn ich meine Kinder zur Schule gefahren habe, lief ABBA im Auto – monatelang!“, erzählt er lächelnd. Streep hingegen hatte mehr Respekt vor den Tanznummern. Denn während die 59-Jährige singt, macht sie Trampolinsprünge auf dem Bett, rutscht eine Treppe hinunter und klettert ein Haus hinauf. Das alles geschieht mit viel selbstironischem Augenzwinkern. „Meine erwachsenen Kinder werden sich für ihre Mutter in Latzhose in Grund und Boden schämen. Wahrscheinlich werden sie nach Alaska ziehen“, lacht die zweifache Oscar-Gewinnerin. Eva Kalwa
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