Nach Henkel-Rücktritt: AfD-Landeschefs warnen vor Rechtsruck
Wie weiter mit der AfD? Nach dem Rücktritt von Parteivize Hans-Olaf Henkel taumelt die Alternative für Deutschland Richtung Parteitag. Der Druck von Rechtsaußen ist immens. Nun melden sich die „Realos“ zu Wort.
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Berlin - Mehrere AfD-Landeschefs haben vor einem Rechtsruck ihrer Partei gewarnt. Sollte sich der rechtsnationale Flügel um Sachsens Parteichefin Frauke Petry oder Brandenburgs AfD-Fraktionschef Alexander Gauland durchsetzen, habe die Partei „kaum noch Chancen“ auf Wahlerfolge, sagte der Hamburger AfD-Vorsitzende Jörn Kruse der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte vor allem im Westen. Die Partei sei in dem Fall in ihrer Existenz gefährdet. „Dann würde der Juni-Parteitag den Anfang vom Ende der AfD bedeuten können. Und die etablierten Parteien wären wieder unter sich.“ Auch der baden-württembergische Landesvorsitzende Bernd Kölmel forderte, die AfD müsse sich „vom ganz rechten Rand“ abgrenzen. „Dort muss eine rote Linie gezogen werden. Positionen, die diese Linie überschreiten, sind nicht tragbar“, sagte er der dpa.
In der Alternative für Deutschland (AfD) tobt ein Machtkampf zwischen rechtskonservativem und liberalerem Flügel. Hans-Olaf Henkel - einst Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und heute Europaabgeordneter - war vor wenigen Tagen als stellvertretender Bundesvorsitzender zurückgetreten. Er hatte dies damit begründet, dass „Rechtsideologen“ die Partei zu übernehmen drohten und es bei anderen führenden AfD-Politikern „charakterliche Defizite“ gebe.
Thüringens AfD-Landesvorsitzender Björn Höcke warf Parteichef Bernd Lucke vor, zur Spaltung der AfD beizutragen. Gleichzeitig wies er Vorwürfe zurück, unter Pseudonym Texte für die NPD geschrieben zu haben. „Ich habe niemals Artikel in NPD-Postillen verfasst, auch nicht unter einem Pseudonym“, sagte er der „Thüringer Allgemeinen“.
Der Bundesvorstand forderte Höcke laut Zeitung auf, juristisch gegen die von einem Blogger aufgestellte Behauptung vorzugehen. Höcke nannte dies „unerträglich“, darüber entscheide er selbst.
Lucke, der für wirtschaftsliberale Positionen steht, will einen Rechtsruck verhindern. „Solange ich an Bord bin, wird nicht gedriftet. Nicht nach rechts und schon gar nicht nach ganz rechts“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Bei der AfD sei es so ähnlich wie früher bei den Grünen: „Es gibt Fundis und es gibt Realos. Und die Fundis neigen dazu, alles etwas extremer zu sehen als die Realos.“ (dpa)
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