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Brandenburg: Anflüge statt Abflüge

Die Nächsten versuchen sich am BER: Aufsichtsratschef, Geschäftsführer, Aufsichtsräte

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Berlin - Am BER ist nach der Krise stets vor der Krise. Doch als der Aufsichtsrat des Flughafens am Freitag in Tegel tagte, einte trotzdem alle die Hoffnung, nach dem jüngsten Krach den akut gefährdeten Start des neuen Berliner Airports im Jahr 2018 doch noch irgendwie hinzukriegen. Es war die erste Sitzung nach der atmosphärisch begründeten Abberufung des Managers Karsten Mühlenfeld und dem Rückzug des Berliner Regierenden Michael Müller (SPD) und früheren Vorsitzenden aus dem Aufsichtsrat. Am Abend trat dann das neue Führungsduo, zwei Stunden später als geplant, gemeinsam vor die Presse. Da war Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider, der zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der Flughafengesellschaft gewählt wurde. Eigentlich könnte der 68-jährige Staatssekretär längst in Pension sein. Nun ist es seine Mission, sein Ehrgeiz, am Ende seiner beruflichen Karriere den BER zu Ende zu bringen.

Und neben ihm stand der neue Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, der bislang Flughafenkoordinator und Staatssekretär in Berlin war. Am Freitag erhielt er seine Entlassungsurkunde. „Ich habe mich in die Pflicht nehmen lassen“, sagte er. Auch sein Vertrag für den neuen Job ist unter Dach und Fach, wie Bretschneider informierte. Zur Höhe des Gehalts wollten sich beide nicht äußern. Das werde, wie es die Regularien in Berlin und Brandenburg vorschreiben, im Geschäftsbericht veröffentlicht. Es soll dem Vernehmen nach so viel wie das von Vorgänger Karsten Mühlenfeld sein, der auf 500 000 Euro im Jahr gekommen war. Lütke Daldrup merkte an, dass sein Vertrag eine geringere Laufzeit habe, als der von Mühlenfeld. Da waren es fünf Jahre. Ein Hinweis, dass er das Risiko nicht scheut, noch einer, der eine Mission hat. „Ich will meinen Beitrag leisten, dass das Projekt fertig wird. Finanzielle Fragen haben für mich keine Rolle gespielt.“ Er habe eine „schöne Aufgabe“ in der Berliner Senatskanzlei aufgegeben.

Zur entscheidenden Frage, wann der neue Airport nach dem erst im Januar abgeblasenen Ziel Ende 2017 nun endlich in Betrieb gehen kann, hielten sich beide zurück. „Natürlich ist 2018 das Ziel“, sagte Lütke Daldrup. Dennoch werde es noch eine Weile dauern, bis ein auf Herz und Nieren geprüfter Eröffnungstermin bekannt gegeben werden könne. Einen, für den man auch „genügend Puffer brauche“. Man müsse vorher den Abschluss von Bauarbeiten, von Tests und weitere Risikoanalysen abwarten, „um eine solide Basis zu bekommen“. Erst wenn man alle Grundlagen kenne, werde er dem Aufsichtsrat einen Eröffnungstermin vorschlagen, so Lütke Daldrup.

Es war vor allem ein Tag des Stühlerückens. So ist gleich noch das Management erweitert worden, nun ein Trio: Die Flughafengesellschaft bekommt mit dem neuen Arbeitsdirektor Manfred Bobke von Camen, Jurist, gewerkschaftsnah, früher schon einmal Personalchef in Schönefeld, neben Lütke Daldrup als Vorstandschef und Heike Fölster (Finanzen) einen weiteren Geschäftsführer. Am Montag fängt er seine Arbeit an.

Mit dem Abflug von Berlins Regierendem Bürgermeister Müller (SPD) von der BER-Baustelle hatten sich noch die Berliner Senatoren Klaus Lederer (Linke) und Dirk Behrendt, erst seit Februar drin, aus dem Aufsichtsrat wieder zurückgezogen. Die Berliner Bank musste damit schon wieder neu besetzt werden. Auf Ticket der Grünen ist nun ein externer Profi dabei: Norbert Preuß, 61 Jahre, ein erfahrener Projektmanager, der am Münchener Flughafen mitbaute. Die Linken schicken Europa-Staatssekretär Gerry Woop. Die SPD, ohne Lütke Daldrup in Not, reaktiviert die frühere Aufsichtsrätin und Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhoff. Wer das vierte Mandat übernimmt, soll in Kürze bekannt gegeben werden. Es sei ein Externer, der noch eine Freigabe seines Arbeitgebers brauche.

Zudem hatte Müller gleich noch den Stab für die Berliner Flughafenpolitik, den Lütke Daldrup aufgebaut hatte, aus dem Roten Rathaus in die Finanzverwaltung verlegen lassen. Der nahm das gelassen. Und Bretschneider baute schon mal vor. „Es wird weitere Rückschläge geben.“ Thorsten Metzner

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