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Brandenburg: Anpfiff mit dem Kaiser im Kino

Sönke Wortmanns WM-Film feierte Premiere in Berlin

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Berlin - Gut, vielleicht muss man den Mann wirklich nicht kennen, doch absurd ist die Filmszene schon irgendwie. Miroslav Klose, einer der WM-Helden des Sommer ’06, sitzt also im Spielerhotel, eine Friseurin schnippelt an seinen Haaren herum, plaudert und fragt dann ganz beiläufig im Smalltalk-Stil: „Und für wen spielen Sie so – Bayern München?“ Um Gottes Willen, möchte man da lauthals rufen, der spielt für Werder Bremen!

Man ahnt schon, wie die Münchener Friseurin am Donnerstag erröten wird, an diesem Tag wird ja quasi auch sie zum Filmstar. Denn ab 5. Oktober kommt Sönke Wortmanns WM-Dokumentationsfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ in die Kinos. Der Regisseur hatte die Mannschaft acht Wochen lang sogar bis in die Kabine begleiten dürfen.

Am Dienstagabend, am Tag der Einheit, durfte schon einmal vorher gelacht werden, denn da stand im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz die Premiere an. Natürlich waren all die Nationalspieler geladen, und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte sich den Termin nicht entgehen lassen (auch sie ist im Film zu sehen, und auch über sie muss man lachen, als sie bei einem Fototermin mit den Spielern fröhlich „Cheeese!“ ruft).

Den kürzesten Weg am Kinoabend hatten die Hauptdarsteller selbst. Die Nationalmannschaft tritt am Wochenende in Rostock gegen Georgien an und hatte sich bereits am Dienstagnachmittag am Potsdamer Platz einquartiert. Die Spieler wohnen im „Grand Hyatt“, das allerdings wie in der Vergangenheit ziemlich gut abgeschirmt wird, weil die Mannschaft eher wenig Wert darauf legt, schon beim Frühstücksbuffet von Autogrammjägern bedrängt zu werden. Im Grand Hyatt haben die Nationalspieler schon vor zwei Jahren gewohnt, als das erste Fußball-Länderspiel nach langer Zeit im sanierten Olympiastadion stattfand, Gegner war damals Brasilien. Dass die Nationalspieler mitten mitten in der City wohnten und nicht in einer öden Sportschule auf dem Land, galt damals, zu Beginn der Klinsmann-Ära, als revolutionär. Eingecheckt haben derzeit auch die Spielerfrauen; und selbst Franz Beckenbauer, ehemaliger Präsident des WM-Organisationskomitees, wohnt derzeit im Hyatt, allerdings nicht in der Präsidentensuite.

Zu sehen bekam man die Spieler aber nicht nur auf dem roten Teppich, in den kommenden Tagen werden sie – wie schon während der WM – immer wieder mal in der Stadt herumspazieren. Heute Nachmittag steht zum Beispiel eine Trainingseinheit auf dem (allerdings abgeriegelten) Olympiagelände an. Dort wartet auch Kunstfotograf Horst Wackerbarth, der die junge Spaßtruppe des Kaders – Lukas Podolski, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger – auf seiner Couch fotografiert, auf der sich immer wieder Prominente für das Buchprojekt „zu Hause in Deutschland“ ablichten lassen. Am Freitag werden die Spieler wieder auschecken und von Tempelhof nach Rostock fliegen. Der WM-Film wird an Bord nicht gezeigt, denn er hat eine beachtliche Länge von 108 Minuten. Da sind die Spieler längst gelandet. André Görke

André Görke

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