Brandenburg: Arbeit macht Polizisten krank
Potsdam - Brandenburgs Polizei, die mit 34 Krankentagen im Jahr pro Beamten bundesweit zu den Schlusslichtern gehört, leidet in hohem Maße an „psychischen Fehlbelastungen“. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Gutachtens der Universität Potsdam, für das Wissenschaftler den Dienst in sieben Wachen beobachtet und 2356 Fragebögen ausgewertet haben.
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Potsdam - Brandenburgs Polizei, die mit 34 Krankentagen im Jahr pro Beamten bundesweit zu den Schlusslichtern gehört, leidet in hohem Maße an „psychischen Fehlbelastungen“. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Gutachtens der Universität Potsdam, für das Wissenschaftler den Dienst in sieben Wachen beobachtet und 2356 Fragebögen ausgewertet haben. Das Fazit der „Komplexen Arbeits- und Belastungsanalyse“ im Auftrag des Innenministeriums lautet: „Insgesamt zeigen sich relativ hoch ausgeprägte körperliche und psychische Beschwerden“. Besonders betroffen seien der Wach- und Wechseldienst und die Kriminalpolizei, während in den Führungsstäben die Welt weitgehend in Ordnung ist. Dabei leiden Brandenburgs Polizisten neben Muskel-Skelett-Beschwerden besonders häufig an „Schlafproblemen“, „Energielosigkeit“ und an der „Auseinandersetzung mit der eigenen „Gesundheit“.
Das Ministerium will die Studie „gründlich prüfen“ und Schlussfolgerungen ziehen, so Sprecher Ingo Decker. Die Studie empfiehlt konkret einen „Ausbau des Gesundheitsmanagements“, etwa das Angebot von Stresstrainings. Als „ersten Schritt“ solle man sichern, „dass der Dienstsport auch innerhalb des Dienstes realisiert werden kann und nicht länger zur Privatsache delegiert wird“. Die Pausenversorgung sei „unzulänglich“. Aber auch eine bessere Weiterbildung und der Abbau von Führungsdefiziten werden angemahnt. Jeder zweite Polizist fühlt sich ungenügend ausgebildet - und genau diese Gruppe sei besonders anfällig für Überlastung, Überforderungen und Krankheiten. Manche Belastungen seien nicht veränderbar, „ureigenstes Merkmal“ von Polizeiarbeit, so die Studie. Doch andere Quellen „sind Ergebnis von Organisationsstrukturen, suboptimalen Abläufen oder Defiziten in der Führung“. Die hatte bereits der frühere Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) von 1999 bis 2009 abzubauen versucht. In der märkischen Polizei, deren Hierarchien Innenminister Rainer Speer (SPD) straffen will, ist laut Studie ein sogenannter „Liassez-Faire-Stil, also eigentlich Passivität und Verzicht auf Führung, vergleichsweise hoch ausgeprägt“. Das sorgt laut Studie für Frust. Dabei identifizieren sich die Beamten mit ihrer Arbeit. So registrierten die Wissenschaftler, dass „einige Polizeibeamte private Mittel einsetzen (müssen), um die ... Arbeitsaufgaben ...erfüllen zu können“. Dies betreffe neben „privatem Pkw“ oder Handy „auch die Beschaffung von Arbeitsmitteln, wie z.B. zusätzliche Handschellen oder Taschenlampen, Fotoapparate“. Thorsten Metzner
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