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Waffen-Aufbewahrung ist für Jäger und Sportschützen gesetzlich vorgeschrieben. Bei Kontrollen wurden auch in Brandenburg bei Jugendlichen unscharfe Waffen sowie leere Magazine einer Halbautomatik-Waffe gefunden.

© Philipp Guelland/ddp

Von Alexander Fröhlich: Auf dem Trittbrett des Amokläufers

In Brandenburg haben es Schulen und Polizei vermehrt mit Nachahmern der Bluttat von Winnenden zu tun

Stand:

Potsdam - Nach dem blutigen Amoklauf von Winnenden (Baden-Württemberg) vor genau einer Woche sind Schulen und Ermittlungsbehörden in Brandenburg häufiger mit Trittbrettfahrern konfrontiert. Die Polizei äußerte sich allerdings zum tatsächlichen Ausmaß aus Furcht vor weiteren Nachahmer zurückhaltend. Nach Angaben des Landeskriminalamtes zählte die Polizei bis gestern rund ein Dutzend Fälle, in denen Schüler mit einem Amoklauf oder Gewalt gedroht haben. Dagegen hat allein schon die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) als eine von insgesamt vier Anklagebehörden im Land mindestens 13 Verfahren eingeleitet, meist geht es um Jungen zwischen 15 und 17 Jahren, besonders häufig sind nach PNN-Informationen Förderschüler verwickelt.

Allerdings blieb gestern unklar, ob die drastische Zunahme solcher Fälle auf die erhöhte Aufmerksamkeit von Lehrern, Eltern und Mitschülern zurückzuführen ist, ob mehr Jugendliche sich einen Scherz erlauben und einfach nur Aufmerksamkeit erregen wollen oder ob tatsächlich ein Amoklauf geplant war.

Der drastischste Fall ereignete sich bereits gleich am Tag des Blutbads von Winnenden. An der evangelischen Schule von Schwedt/Oder (Uckermark) hatte nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft ein 17-Jähriger gegenüber Mitschülern ähnliches angekündigt und damit geprahlt, weitaus mehr Menschen töten zu können. „Wenn ich Amokläufer wäre, wären 16 Leute gar nichts“, soll er gesagt haben. Zudem soll der Jugendliche in der Schule Zettel mit äußerst brutalen Texten („Mit stumpfer Klinge schneide ich Euch den Kopf ab“) ausgelegt haben, in denen davon die Rede ist, ein Blutbad anzurichten. In einem weiteren Verfahren ist es der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) nicht gelungen, einen Haftbefehl vor Gericht zu erwirken.

Nicht in Zusammenhang mit Winnenden steht entgegen ersten Medienberichten das gestrige Urteil gegen einen 19-jährigen Lehrling vor dem Amtsgericht Bad Liebenwerda (Elbe-Elster). In einem beschleunigten Verfahren wurde Tom S. wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten zu vier Wochen Jugendarrest verurteilt, eine Jugendstrafe als nächst schärfere Maßnahme sah das Gericht als nicht nötig an. Denn der Lehrling aus Prösen bei Elsterwerda zeigte sich reuig und gestand, seit sieben Monaten aus Launen heraus Zitate aus Gewalt verherrlichenden HipHip-Liedern über Massenmord etwa der Berliner Band „Blokkmonsta“ in Internetforen gestellt zu haben. Die Ermittler hatten dies als Ankündigung zur Tötung vieler Menschen verstanden. Die Polizei war dem 19-Jährigen vergangene Woche auf die Spur gekommen. Neben dem Arrest muss er seine Tat mit der Jugendgerichtshilfe aufarbeiten. Wegen der bei ihm gefundenen Softair-Gewehre prüfen Ermittler noch einen Verstoß gegen das Waffengesetz.

Bereits am Freitag hat die Leiterin eines Schulheims in Frankfurt (Oder) im Rucksack eines 15-Jährigen Messer, einen Wurfstern, unscharfe Waffen sowie leere Magazine einer Halbautomatik-Waffe gefunden und die Polizei alarmiert. Gegen den Gymnasiasten und seinen gleichaltrigen Zimmergenossen wird wegen Verstoß gegen das Waffengesetz ermittelt. Sie kommen aus dem Barnim und der Uckermark. Nach einer Vernehmung am Montag kamen sie auf freien Fuß, die Staatsanwaltschaft sieht keine Gefahr, lobte aber das Vorgehen der Heimleiterin wegen möglicher Gefahren als „vorbildlich“. Der Schüler habe ein Faible für Waffen und diese aus „Besitzerstolz“ mit ins Heim gebracht, hieß es. Sein Kumpan will nichts damit zu tun gehabt haben.

Einen massiven Polizeieinsatz hat ein seit November wegen Verhaltensstörungen in einer Eisenhüttenstädter (Oder-Spree) Erziehungseinrichtung lebender 15-Jähriger aus Moers (Nordrhein-Westfalen) am Montag an zwei Schulen seiner Heimatstadt ausgelöst.

Der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) zufolge hat er bereits gestanden, am Wochenende in einem Internet-Chatroom einen Amoklauf an einem Gymnasium und einer Gesamtschule angedroht zu haben. Allerdings war der Jugendliche dort nie Schüler. Die Staatsanwaltschaft überließ ihn gestern wieder der Obhut seiner Betreuer, die Umstände der Tat sind nach PNN-Informationen äußerst undurchsichtig, auch führen Spuren nach Moers.

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