Brandenburg: Auf der 24-Kilometer-Rollbahn
Immer am Zaun lang: Ein neuer Radweg führt rund um den BER. Ein Problem aber gibt es mit den Bauern
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Schönefeld - Der neue Flughafen in Schönefeld ist für ihn der schönste im ganzen Land. Die holzgetäfelten Schalter im Terminal, die Terrasse mit dem Springbrunnen und den Sitzbänken auf dem Vorplatz. Udo Haase genießt an diesem Vormittag kurz die Ruhe am Flughafen, dann drängt der Schönefelder Bürgermeister auch schon zum Aufbruch. Eine komplette Umrundung des neuen Flughafens mit dem Fahrrad dauert wegen diverser Umleitungen zwei Stunden.
Der unvollendete Flughafen ist ein Paradies für Radfahrer, aber nur wenige wissen davon. Es gibt ausgewiesene Radwege auf dem Weg zum Terminal, und solange der Flugverkehr nicht begonnen hat, herrscht auf den breiten Zufahrtsstraßen kaum Verkehr. Das wird noch ein Jahr so bleiben. Außerdem existiert bereits der westliche Teil des geplanten Radwegs rund um den BER. Vorbild ist der Flughafen München. Dort firmiert der Weg unter dem Slogan „Technik trifft Natur“. Die BER-Umrundung wird 24 Kilometer lang sein. Einen Eröffnungstermin nennt Haase lieber nicht. Einige Bauern sträubten sich, ihre Äcker zu verkaufen, das kann dauern.
Start und Ende ist für ihn in Waßmannsdorf – dort wohnt Haase seit Anfang der 90er Jahre. Fluglärm ist im Ort nichts Neues. Weit und breit keine Protestschilder. Fast alle Schönefelder seien für den Flughafen, sagt Haase. Ein Schwimmbad wurde gebaut, der Gutspark Großziethen saniert und die Zülowniederung aufgewertet. Die Gemeinde hat schon 1900 Unternehmen, wöchentlich kommen neue hinzu. Mercedes-Benz errichtet gerade sein „Airport-Center“. Haase ist ein Pragmatiker, mit Hang zum Understatement. Die Flughafenpleite kommentiert er ironisch. Seine Frau habe im April bei den Komparsentests mitgemacht, ihr Urteil danach: „Das wird nie was“. Haase hielt dagegen – „Unsinn“. Die Einladung zur BER-Eröffnung am 3. Juni hat er sich als Souvenir aufgehoben. Die vielen Negativberichte nerven ihn, weil er ständig besorgte Anrufe von Investoren bekommt. Das „Bed & Breakfast“-Hotel sollte eigentlich im Herbst eröffnen, jetzt zögen sich die Arbeiten hin. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Haase. Das Drumherum – die Straßen, Bahntrassen, Schulen und Gewerbegebiete – waren schon 2011 bereit für den BER-Start. Thomas Loy
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