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Montag: 36 Grad, Sonntag: 15 Grad: Auf die Hitze folgt jetzt windiges Herbstwetter

Potsdam/Berlin - Der Sommer 2015 war einer für die meteorologischen Geschichtsbücher: So heiß wie kaum einer zuvor, tropisch in einigen Nächten, trocken von Anfang bis Ende. Wenn es goss, dann heftig, aber nie überall.

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Potsdam/Berlin - Der Sommer 2015 war einer für die meteorologischen Geschichtsbücher: So heiß wie kaum einer zuvor, tropisch in einigen Nächten, trocken von Anfang bis Ende. Wenn es goss, dann heftig, aber nie überall. Nachdem er wochenlang alles gegeben hat, verabschiedete er sich am Dienstagabend pünktlich und lokal mit Getöse aus Berlin und Brandenburg.

Dass es bei dem Wetterumschwung – anders als ursprünglich erwartet – nicht großflächig geknallt hat, resultiert aus einem ungeplanten Crash heißer und kühlerer Luft in der Nacht davor: Am späten Montagabend bildeten sich über dem südlichen Brandenburg einzelne Gewitterzellen, von denen nach Mitternacht eine den südöstlichen Berliner Stadtrand streifte. Eine spektakuläre Blitz- und Donnershow war die Folge, der Regen fehlte aber – wie seit mittlerweile mehr als einem Jahr.

150 Liter regnete es pro Quadratmeter in den meteorologischen Sommermonaten Juni, Juli und August in Berlin und Brandenburg. Am Wannsee waren es sogar 174, am Müggelsee nur 124, berichtet Dennis Dalter vom Wetterdienst Meteogroup. Gemäß dem langjährigen Mittel stünden uns 182 Liter zu. In Brandenburg wurde das Niederschlagssoll von 177 Liter pro Quadratmeter für die drei Sommermonate insgesamt erfüllt – wobei es in den westlichen Landesteilen wesentlich mehr geregnet hat als in den östlichen.

Berlin war nicht nur (nach dem Saarland) das zweittrockenste Bundesland, sondern zugleich das wärmste: Mit 19,7 Grad war dieser Sommer zwei Grad wärmer als normal. Für Brandenburg ermittelte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Durchschnittstemperatur von 19,1 Grad. Normal wären nach der international gültigen Referenzperiode (1961 bis 1990) 17,3 Grad gewesen. Mit 772 Stunden schien die Sonne in Mark und Lausitz in diesem Sommer deutlich länger als in anderen Jahren: 664 Stunden sollten es laut langjährigem Mittel sein.

Dadurch ist viel mehr Wasser verdunstet und die Landschaft ausgedorrt – wie ein Blick auf jeden unbewässerten Rasen in der Region und auf die Flusspegel beweist. Während der Juni zwar viel zu trocken (40 statt 70 Liter Regen) war, aber nicht zu warm, fielen danach vor allem die Temperaturen aus dem Rahmen: 1,8 Grad zu warm war in Berlin-Dahlem der Juli und sogar 4,6 Grad der August. „Das ist schon sehr viel“, sagt Dalter. Der August sei der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor rund 130 Jahren gewesen: Statt der üblichen neun Sommertage (ab 25 Grad) brachte er 26, von denen 13 sogar mindestens 30 Grad heiß waren. Im langjährigen Mittel sind es nur ein bis zwei pro Jahr.

Zum Finale am Montag war Cottbus in der Lausitz der heißeste Ort in Deutschland: Um 15.30 Uhr wurden dort 36,5 Grad gemessen. Das ist ein Rekord: Seit Messbeginn war es Ende August dort noch nie so heiß gewesen wie heute. Wie extrem dieser Wert ist, wird beim Blick auf den aktuellen Sonnenstand klar: Schon seit mehr als zwei Monaten werden die Nächte wieder länger; die Sonne steigt nur noch so hoch wie Mitte April.

Auf den Rekordsommer folgt noch in dieser Woche der Herbst: „Bis Freitag halten wir noch die 20-Grad-Marke“, sagt Dalter, aber am Wochenende würden es wohl nur noch 15 oder 16. Binnen einer Woche geht es also um 20 Grad abwärts. Hinzu kommen teils böiger Wind und einzelne Regenschauer. Nächste Woche soll sich das Wetter wieder berappeln und spätsommerlich-freundlich werden. Nur der dringend benötigte, ergiebige Regen ist weiter nicht in Sicht. Stefan Jacobs, Jan Kixmüller

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