Brandenburg: Aufgestanden für Ruinen
Der Abrisstermin für den Palast der Republik steht, doch es wird weiter demonstriert
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Berlin - Eigentlich ist alles klar: Der Abriss der Ruine des Palastes der Republik in Berlin Mitte ist beschlossene Sache, die Stadtentwicklungsverwaltung will im Dezember die Aufträge vergeben, und im Januar sollen die Bauarbeiter loslegen. Das hält die Abriss-Gegner aber nicht davon ab, jetzt erst recht gegen die Pläne zu protestieren. Am Sonnabend hatte ein Bündnis aus neuen und alten Linken, von Architekten, Künstlern und Bürgerinitiativen zu einer Demonstration gegen den Abriss aufgerufen. Rund 1400 Teilnehmer marschierten nach Polizeiangaben vom Alexanderplatz zum Lustgarten. Dort sprachen Aktivisten wie der Architekt Philipp Oswalt und Politiker wie Petra Pau (Linkspartei). Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei) stand eingemummelt mittenmang der Menge. Nach dem ersten so genannten Stopptag sollen weitere Aktionen dieser Art folgen. Die Debatte gewinnt an Fahrt. So haben am Samstag Berlins Grüne ein Abriss-Moratorium gefordert. Mit großer Mehrheit sprach sich eine Landesdelegiertenkonferenz dafür aus, den Beschluss des Bundestages von 2002 zum Wiederaufbau des Stadtschlosses zu revidieren und für die Bebauung des Schlossplatzes einen offenen Wettbewerb verlangt.
Noch-Bundesbauminister Manfred Stolpe (SPD), erklärter Schloss-Fan, bemänglet, der Streit werde ideologisch geführt. Das allein prägt aber nicht die Diskussion. Es geht zunächst um die Kosten – etwa für den Abriss. Palast-Fan Philipp Oswalt geht von 60 Millionen Euro aus. Die Stadtentwicklungsverwaltung kalkuliert aber mit 20 Millionen und hat erklärt, dass nach erster Durchsicht der Angebote der Abriss vermutlich sogar weitaus billiger zu haben sein werde. Für 60 Millionen Euro könne man hingegen den Palast aufhübschen und ausbauen, das hat das Architekturbüro Anderhalten ausgerechnet.
Der Neubau in der Kubatur des Schlosses würde, so steht es in der Machbarkeitsstudie von Manfred Stolpe, ungefähr 670 Millionen Euro kosten. Diese Zahl bestreitet Architekt Oswalt und geht von geschätzten Gesamtbaukosten von 1,2 Milliarden Euro aus, die vor allem aus einen besonders schwierigen Baugrund und dem Bau einer U-Bahn-Linie resultierten. Die U5 soll einmal vom Alex unter dem Palast/Schloss hindurch Unter den Linden zum Pariser Platz führen. Doch der Bau der U-Bahn müsse neu geplant werden, wenn das Schloss komme, das hätten die Planer nämlich noch nicht berücksichtigt, so Oswalt.
Nächster Kritikpunkt: Die geplanten Nutzungen des so genannten Humboldt- Forums mit Museen und einer Bibliothek seien in der Schlosskopie nicht unterzubringen. Sie hätten dort zu wenig Platz. Auch das wird von Senat und Bund vom Tisch gewischt, schließlich habe man noch nicht ermittelt, wie viel Fläche das Humboldt-Forum benötige.
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