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Brandenburg: Autohasser lassen Luft aus Reifen „Aktivisten“ bekennen sich zu 53 Taten in Berlin

Berlin - Erst brannten die Autos, nun werden sie platt gemacht. Vor etwa einer Woche hat eine unbekannte Gruppe begonnen, in Berlin bei Geländewagen und Luxuslimousinen die Luft aus den Reifen zu lassen.

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Berlin - Erst brannten die Autos, nun werden sie platt gemacht. Vor etwa einer Woche hat eine unbekannte Gruppe begonnen, in Berlin bei Geländewagen und Luxuslimousinen die Luft aus den Reifen zu lassen. „Alles hochmotorisierte Wagen“, hieß es bei der Berliner Polizei. Teilweise wurden die Ventile dabei zerstört. Neben allen Wagen wurden Flugblätter gefunden, in denen auf die Belastung des Klimas durch die Autonutzung hingewiesen wird. Sinngemäß heißt es darin weiter, dass man jetzt ja laufen müsse und so Zeit habe, über ein kleineres Auto nachzudenken.

Der für politische Taten zuständige Staatsschutz ermittelt. Bislang zählte die Polizei 53 derartige Taten, überwiegend in Berlin-Zehlendorf und -Grunewald. Begonnen hatte die Aktion in der Nacht vom 11. zum 12. Juli in Zehlendorf, vor allem an der Onkel-Tom-Straße und der Riemeisterstraße standen Autos morgens ohne Luft auf den Felgen. Danach waren die Täter im Wilmersdorfer Ortsteil Grunewald aktiv. In der Nacht zu gestern meldete ein Porschefahrer in der Wissmannstraße in Grunewald diesen Schaden. In keinem Fall wurden die Reifen zerstochen. Die Unbekannten drücken kleine Steinchen oder Stifte in die Ventile, damit die Luft langsam entweicht. Unklar ist, ob alle Betroffenen eine Anzeige erstattet haben. Möglicherweise hat es viel mehr Autobesitzer getroffen, die den Fall als Dummer-Jungen-Streich hingenommen haben. Juristisch ist das Luftablassen nicht eindeutig geregelt. Wenn es keinen Schaden an Reifen oder Ventil gibt, kann es als „grober Unfug“ gewertet werden, die Täter – wenn sie erwischt werden – gehen straffrei aus.

„Erfunden“ wurde diese Form des politischen Protests in Frankreich. 2005 hatte es in Paris und anderen Großstädten eine regelrechte Welle gegeben, Hauptziel der Autofeinde und Umweltfreunde waren Geländewagen und so genannte „SUVs“, (Sport Utility Vehicle). „Vielleicht finden sich ja bald Nachahmer in anderen Städten“, heißt es auf einer Internetseite der Aktivisten. Diese nennen sich in Frankreich „les dégonflés“, übersetzt etwa „die Luftablasser“.

Die Aktivisten begründen ihre Aktionen damit, dass „die sinnlosen SUV-Autos im Schnitt 230 Gramm des Klimagiftes Kohlendioxid pro Kilometer verbrauchen“, wie es auf einer Internetseite heißt. Die Schweizer Grünen hatten im Mai ein Verbot derartiger „Ökomonster“ gefordert, die teilweise 20 Liter oder noch mehr Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes haben Geländewagen in der Zulassungsstatistik 2006 um 16,5 Prozent zugelegt. Im Juni diesen Jahres waren 7,6 Prozent aller Neuzulassungen Geländewagen.

Keinen Zusammenhang soll es zu einer Brandstiftungsserie geben. Wie berichtet, haben Linksextremisten in diesem Jahr bereits 85 Autos angezündet, überwiegend in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Jörn Hasselmann

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