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Koks-Fund in Aldi-Supermärkten in Berlin und Brandenburg: Bananen aus Kolumbien für 60 Millionen Euro
Erneut wurden 350 Kilogramm Kokain in Obstkartons entdeckt. Es ist der größte Drogenfund in Berlin-Brandenburg – und der wertvollste.
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Berlin/Potsdam - Es ist der größte Drogenfund seit dem Krieg, möglicherweise in der gesamten Berliner Kriminalgeschichte. 386 Kilogramm Kokain wurden am Montag sichergestellt – in Bananenkisten mit der Herkunftsaufschrift Kolumbien. Die Untersuchungen laufen noch, deshalb kann die Zahl noch steigen. Wie vor einem Jahr wurden die Drogen bei Aldi gefunden: Mitarbeiter der Lebensmittelkette fanden die Kokspakete beim Auspacken von Bananenkartons in den Filialen. Um acht Uhr am Montagmorgen ging bei der Polizei der erste Anruf eines Aldi-Mitarbeiters ein.
Der größte Fund der Geschichte
Über das Wochenende waren die Kartons in 13 Aldi-Filialen in Berlin und Brandenburg verteilt worden, auch im zentralen Auslieferungslager von Aldi in Mittenwalde wurden Drogenkartons gefunden. In Brandenburg waren es bislang sieben Kisten in Aldi-Filialen in Frankfurt (Oder), Rangsdorf, Nauen und Mittelwalde. Die Polizei durchsuchte am Montag vorsorglich auch den Fruchthof auf dem Berliner Großmarkt. 2000 Bananenkisten wurden geöffnet, aber keine weiteren Kokspakete entdeckt. Das Kokain soll einen Reinheitsgrad von 80 Prozent haben und einen Verkaufswert auf der Straße von insgesamt 60 Millionen Euro.
Nach Einschätzung der Polizei ist es wohl der größte Fund der Geschichte.1999 wurden beim bislang größten Drogenfund in Berlin 330 Kilogramm Kokain entdeckt. Laut Polizei ist ausgeschlossen, dass Kunden bei Aldi etwas von den Drogen einstecken konnten.Das Kokain war mit schwarzer und durchsichtiger Plastikfolie in Päckchen zu je einem Kilo verpackt. Je zwölf Päckchen wurden in eine hellgrüne Plastiktasche mit Reißverschluss gelegt. Diese Taschen lagen dann unter und zwischen den Bananen. Sie seien von den Angestellten jeweils entdeckt worden. „Der Fund ist schon sehr schmerzhaft für die Täterseite,“ so Stephan De Reese, stellvertretender Leiter des LKA-Rauschgiftdezernats.
Die Bananen waren nicht für Berlin bestimmt
Vermutlich waren weder die Bananen noch das Kokain direkt für Berlin bestimmt. Wie schon im Januar 2014, als in fünf Berliner Aldi-Filialen 140 Kilogramm Kokain in Bananenkisten gefunden wurden. Die nachfolgenden Ermittlungen ergaben, dass die Drogen eigentlich nach Großbritannien geliefert werden sollten – und genau dies ist auch im aktuellen Fall der wahrscheinlichste Hintergrund. Die Ermittlungen zu dem Fund von 2014 hatten ergeben, dass eigens Urkunden, die für den Transport nötig sind, gefälscht wurden. Die Firma Aldi habe auf keinen Fall irgendetwas mit den Drogen zu tun, erklärte die Polizei. Am Nachmittag präsentierten Fahnder des Drogendezernates die Bananenkisten mit dem Koks den Fotografen.
Die Spuren führten damals zu einem Drogenkartell in Kolumbien – und endeten auch dort. Die Container mit 1150 Bananenkisten sollten eigentlich in Rotterdam in den Niederlanden gelöscht und von dort weiter nach England verschifft werden. Doch das Schiff sei wegen schlechten Wetters auf dem Atlantik sechs Tage zu spät in Rotterdam eingelaufen. Dem Abnehmer der Bananen in Rotterdam war das zu spät. Also reisten die Container auf dem Schiff „Maersk Niteroi“ weiter nach Hamburg und kamen von dort zum Fruchthof an der Beusselstraße in Moabit. Aldi kaufte diese Charge dann auf. Vermutlich in Rotterdam, möglicherweise auch in einem englischen Hafen, sollen die Organisatoren des Drogenimports damals auf die Container gewartet haben. Durch die wetterbedingte Planänderung kamen sie dann nicht mehr an die Drogen heran. Festnahmen durch die deutsche Polizei gab es damals nicht. „Das ist die negative Seite des freien und weltweiten Warenverkehrs“, so De Reese.
Jetzt ermitteln die Behörden
Auch beim aktuellen Fund kamen die Kartons aus einem kolumbianischen Hafen. Warum dieser Transfer scheiterte, ist noch unklar. Zuletzt waren im Dezember 2014 30 Kilogramm Kokain in der Lieferung an eine Berliner Kaffeerösterei beschlagnahmt worden. Im gesamten Jahr 2014 wurden in Berlin 177 Kilogramm Kokain sichergestellt.
Einen Tag nach dem Fund von 386 Kilogramm Kokain in Bananenkisten untersuchen die Berliner Ermittlungsbehörden die Herkunft und den Weg des Rauschgifts in die Hauptstadt. Aus ermittlungstaktischen Gründen sollen aber zunächst keine neuen Informationen zu dem Fall bekanntgegeben werden, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Beteiligt sind die Drogenfahnder des Landeskriminalamtes (LKA), die Staatsanwaltschaft und das Zollfahndungsamt. (mit axf,dpa)
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