zum Hauptinhalt

Von Alexander Fröhlich: Bauern feiern auf Sparflamme

CMA-Abwicklung: Brandenburg muss sich einen neuen Geldgeber für sein Dorf- und Erntefest suchen

Stand:

Potsdam/Schmachtenhagen - Hier darf sich das ländliche Brandenburg als Hort moderner Landwirtschaft präsentieren – mit Traktoren, Tieren, Streichelzoo und reichlich Politprominenz aus Potsdam. Doch in diesem Jahr wird das traditionelle Dorf- und Erntefest des Landes am 12. September in Schmachtenhagen, einem Ortsteil Oranienburgs (Oberhavel), weniger rauschend gefeiert. Denn für die inzwischen sechste Auflage des Festes bricht nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ein Teil der Finanzierung weg, auch andere Projekte wie die Landpartie im Juni mit offenen Bauernhöfen, die Brandenburgische Landwirtschaftsausstellung (BraLa) Ende Mai in Paaren (Havelland) und diverse Erlebnismärkte sind betroffen. Vor fünf Wochen hatten die Karlsruher Richter befunden, dass die Werbung für die Landwirtschaft in Deutschland nicht mehr mit einer Zwangsabgabe der Branche an die staatliche CMA (Centrale Marketing Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft) finanziert werden darf. Nun wird die Agentur abgewickelt.

Insgesamt geht es um mehr als 300 000 Euro, die in diesem Jahr durch den Wegfall der CMA-Gelder in Brandenburg fehlen. Die Agentur habe ursprünglich so viel Geld wie noch nie zugesagt, hieß es aus dem zuständigen Agrarministerium in Potsdam. Für das Dorf- und Erntefest werde derzeit gemeinsam mit dem Finanzministerium, dem Landesbauernverband und dem Veranstalter um eine Lösung gerungen, wie Ministeriumssprecher Jens Schade gestern sagte. Auch der Agrarausschuss im Landtag sei eingeschaltet. „Eine hundertprozentige Förderung wird es aber nicht geben“, erklärte er. Auch der Landkreis Oberhavel und die Stadt Oranienburg seien gefragt.

Bislang sind für das Fest 80 000 Euro veranschlagt, drei Viertel werden vom Land und der Europäischen Union aus einem Topf für ländliche Entwicklung finanziert. Der Rest sollte von der CMA kommen.

Allein der Veranstalter – die Stadt Oranienburg hält parallel die Landesgartenschau ab – bekommt 50 000 Euro. Auch der Landfrauenverband wird gefördert, er richtet Wettbewerbe für die beste Erntekrone und die schönste Erntekönigin aus. Verteilt werden die Finanzen von „pro agro“, einem Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in Brandenburg, der sich um Landtourismus und Agrarmarketing kümmert. Dessen Geschäftsführer Gerd Lehmann betonte gestern, das Dorf- und Erntefest werde auch in diesem Jahr auf jeden Fall stattfinden, wenn auch in einer „Sparvariante“. An bestimmten Punkten müsse gespart werden, zudem sei man mit Agrarbetrieben im Gespräch, die als Sponsoren einspringen könnten. Bis Anfang April soll es eine Lösung geben, hieß es von allen Seiten.

In Schmachtenhagen will sich der ländliche Raum in seiner ganzen Vielfalt präsentieren. „Wir wollen zeigen, dass Landwirtschaft nicht miefig ist und den Sprung in die Moderne geschafft hat, dabei aber an Traditionen anknüpft“, sagte die zuständige Sachbearbeiterin im Agrarministerium, Birgit Zimmer. „Landwirte sind heute auch Tourismusanbieter und Erzeuger von Bioenergie.“ Im Ort befindet sich auch der Oberhavel Bauernmarkt, das größte Direktvermarktungszentrum Brandenburgs mit eigener Fleischerei, Molkerei und Eierbahn. Besucher sollen beim Fest historische Traktoren, moderne Landtechnik im Einsatz, ländliches Handwerk, einen Festumzug und Reiter sehen – falls das Geld reicht.

Großer Andrang ist sicher, Besucher der Landesgartenschau im Oranienburger Schlosspark können mit einem kostenlosen Shuttle-Bus zum Dorf- und Erntefest fahren. Ab Berlin-Karow erreicht man Schmachtenhagen mit der „Heidekrautbahn“, der Regionalbahnlinie NE 27.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })