Brandenburg: Bedrängt, bestohlen, belästigt Übergriffe beim Karneval der Kulturen in Berlin
Berlin - Sie sind da, wo gefeiert wird, wo getrunken wird und dort, wo viele Touristen sind. Also waren sie natürlich auf dem Karneval der Kulturen: die „Antänzer“.
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Berlin - Sie sind da, wo gefeiert wird, wo getrunken wird und dort, wo viele Touristen sind. Also waren sie natürlich auf dem Karneval der Kulturen: die „Antänzer“. Am Samstagabend wurden drei Männer festgenommen, die zwei junge Frauen umringt, bestohlen und sexuell belästigt haben sollen – das Vorgehen also, das seit der Silvesternacht von Köln allgemein als „Antanzen“ bekannt ist. Am Montag wurde bekannt, dass am selben Ort eine Frau am Freitag von einer Gruppe bedrängt worden ist. Hier schritt ein couragierter Zeuge ein. Die Polizei bat mögliche weitere Opfer des Karneval-Wochenendes, sich zu melden.
Die Polizei verbreitete über Twitter am Sonntag überraschenderweise die Nationalitäten der Festgenommenen: „Die 3 wiedererkannten Tatverdächtigen sind polizeibekannt, 2 sind türkischer Herkunft, Herkunft des 3. ist ungeklärt.“ Sonst verschweigt die Polizei in ihren täglichen Meldungen immer die Nationalität. Flüchtlinge sind es also nicht, zwei von ihnen sind in Berlin geboren.
Nach Bekanntwerden der Tat reagierten die Verantwortlichen des Karnevals sofort. Die etwas abgelegen im Dunkeln stehende Bühne wurde am Samstag und am Sonntag gegen 20 Uhr geschlossen. „Wir haben das Programm dort früher beendet“, sagte Ruth Hundsdoerfer am Montag dieser Zeitung.
Dies ist am Samstagabend passiert: Zwei 17- und 18-jährige Berlinerinnen tanzten gegen 18.45 Uhr in der Blücherstraße vor der „Music Corner“-Bühne, als als sie von etwa zehn jungen Männern bedrängt wurden. Die Frauen versuchten, der Gruppe zu entkommen. Dies gelang ihnen nicht. Letztlich stahl einer der Männer noch der 17-Jährigen das Mobiltelefon aus der Tasche. Ein Zeuge wurde aufmerksam, er sah, wie ein Täter eine der jungen Frauen von hinten umarmte und wie sich das Opfer anschließend verstört auf den Boden setzte. Der 27-Jährige sprach die Frau an und filmte die Antänzer. Einer der Männer bemerkte das und forderte den 27-Jährigen aggressiv auf, sich zu entfernen. Kurz darauf trafen allerdings die ersten Polizisten ein und nahmen drei junge Männer (14 und 17 Jahre alt) vorläufig fest. Sie wurden nach Personalienaufnahme frei gelassen. Das Telefon bekam die 17-Jährige wieder. Die Polizei hofft, den Rest der Gruppe schnell zu ermitteln, da der Zeuge seinen Film zur Verfügung stellte.
Die Taten hätten sie nicht überrascht, sagte Karneval-Organisatorin Ruth Hundsdoerfer. „Auf jedes Volksfest ohne Eintritt kommen junge Männer zum Aufmischen.“ Die Polizei sicherte den Karneval mit 800 Beamten.
Erstmals wurde das Phänomen in der Berliner Kriminalstatistik für 2015 beschrieben. Ende vergangener Woche waren vier Männer nach zwei Taten in der City Ost und der City West festgenommen worden. Zwei kamen aus Marokko, einer aus Algerien, beim vierten ließ sich die Herkunft bislang nicht klären. Die Zahl der Taschendiebstähle hat sich allein in den vergangenen beiden Jahren auf 41 000 verdoppelt. Wie viele mit dem neuen Antanz-Trick begangen wurden, kann die Polizei nicht sagen. Die Polizei empfiehlt ein „grundsätzliches Misstrauen, wenn sich unbekannte Personen auf ungewöhnliche Weise annähern“. J. Hasselmann
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