Brandenburg: Benzin auf Rekordpreis? Nicht überall
An manchen Tankstellen ist der Liter um bis zu acht Cent billiger – das kann sich aber schnell ändern
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Berlin - Der Benzinpreis ist auf Rekordhöhe. Und alle sechs Zapfsäulen der SB- Tankstelle an der Fraunhoferstraße in Berlin-Charlottenburg sind belegt. Das Geschäft vor Pfingsten läuft bestens. „Hier ist es preiswert“, sagt Hans-Joachim Beekmann, der gerade den Wagen seines Sohnes volltankt und auch noch sein eigenes Auto herbringen will. Dabei muss er sich allerdings beeilen, denn der Preis kann auch an Berlins billigsten Tankstellen von Stunde zu Stunde beträchtlich schwanken. Während Beekmann dort gestern zapfte, kostete der Liter Benzin 1,39 Euro. Zur gleichen Zeit nahm die Araltankstelle in der Nähe acht Cent mehr. Doch in der kommenden Nacht wolle man den Preis gleichfalls um bis zu acht Cent anheben, sagt der Tankstellen-Pächter an der Fraunhofer Straße, Mehmet Öztürk.
Viele Autofahrer wird es über Pfingsten ins Grüne ziehen. Vorausschauende Fahrer haben deshalb schon vorher ihren Tank gefüllt, denn erfahrungsgemäß klettern die Preise mit Beginn der Feiertage. „Natürlich wird Benzin jetzt teurer“, meint Michael Pfalzgraf vom ADAC Berlin-Brandenburg. Und Steffen Bock vom Internet-Portal www.clever-tanken.de bestätigt dies. Das Portal vergleicht die Preise von nahezu allen Tankstellen in Deutschland. Nach eigenen Angaben werden in Berlin alle 327 Tankstellen erfasst.
Doch auch im Alltag erleben die Autofahrer zur Zeit ein extremes Auf und Ab der Spritpreise als Folge eines „brutalen Wettkampfes unter den Tankstellen“, sagt Klaus Picard vom Verband der Deutschen Mineralölindustrie. Grundsätzlich könnten die großen Mineralölkonzerne wie Aral oder Shell den Sprit „nicht viel billiger einkaufen“ als die freien Tankstellen oder kleinere Tankstellen-Ketten. Denn der Mineralölpreis sei wie bei Gold oder Getreide ein notierter Wert an den Rohstoffbörsen mit stündlichen Schwankungen. „Wer viel einkauft, bekommt deshalb keinen günstigeren Preis.“ Weshalb einzelne Tankstellen dennoch extrem günstige Preise anbieten können, hat der Benzinpreis-Experte beim Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) in München, Jürgen Albrecht, untersucht. „Die Billigstationen kaufen nicht günstiger ein, aber sie kalkulieren anderes als die Konzerne“, erklärt er. Sie nehmen niedrigere Gewinne in Kauf und hoffen dafür auf mehr Umsatz – zum einen an den Tanksäulen, aber auch in ihren dazugehörigen kleinen Supermärkten. Außerdem sparen sie laut Albrecht meist am Personal und der Gestaltung der Tankstelle – und somit an den Kosten.
„Wer auch nur für ein paar Stunden einige Cent billiger ist, spricht sich in der Stadt schnell herum und verkauft mehr“, sagt der ADAC-Experte. „Das lohnt sich“. Oft würden die Billigpreise wie an der Fraunhofer Straße nach einer solchen Aktion schnell wieder angehoben. Das Portal clever-tanken.de empfiehlt deshalb, „ die Preiserhöhungen und -senkungen genau zu beobachten“. Auch der ADAC rät zum Preisvergleich im Internet.
Den „Tanktourismus“ zu günstigen Tankstellen bezeichnet man beim ADAC allerdings als „Milchmädchenrechnung“. Fahre der Kunde eigens einen Umweg, komme er am Ende durch die längere Strecke oft auf die gleiche Summe.
Die Preisentwicklung folgt keiner Regel. „Das ist ein richtiges Glücksspiel“, sagt Walter Rohrbeck, Vorsitzender des Verbandes des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost e.V., in dem 270 Mitglieder organisiert sind. „Sprünge nach oben bis zu 9 Cent auf einmal mit anschließendem Abschmelzen sind heute typisch“, heißt es in der Branche. Auch die Preisunterschiede zwischen benachbarten Tankstellen variieren stark. Meistens starten die Großen die Preisbewegung. „Dann ziehen die freien Tankstellen und kleineren Ketten fünf bis sechs Stunden später mit ihren Preisen nach“, sagt Geschäftsführer Öztürk an der Fraunhofer Straße.
Aktuelle Spritpreise im Internet:
www.clever-tanken.de
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