Brandenburg: BER-Baubehörde beklagt politischen Druck Berlins
Berlin fordert schnelle Baugenehmigung, um Start 2017 zu retten – dabei liegt dem Bauamt Lübben nur lückenhafter Antrag vor
Stand:
Schönefeld/Lübben - Um die akuten Genehmigungsprobleme am unvollendeten Hauptstadt-Airport in Schönefeld zu klären, soll es nun doch kurzfristig einen „Runden Tisch“ auf Spitzenebene geben. Einen genauen Termin für das Treffen, zu dem Berlins Regierender und Flughafen-Chefaufseher Michael Müller (SPD) einladen will, gibt es noch nicht. Auch Bahnchef Rüdiger Grube hatte kürzlich eine solche Runde angemahnt. Die Erfolgsaussichten sind allerdings ungewiss, zumal sich die Fronten mit der Baubehörde des Kreises Dahme-Spreewald und dem Eisenbahnbundesamt verhärten. Auslöser sind öffentliche Vorwürfe des Berliner Flughafenkoordinators Engelbert Lütke Daldrup gegen beide Behörden, weniger rigide Anforderungen zu stellen und die ausstehende fünfte Baugenehmigung zügig zu erteilen.
„Es wird versucht, über politischen Druck die Baubehörde zu einer Genehmigung zu drängen. Da machen wir nicht mit. Es geht um die Sicherheit der Beschäftigten und der Fluggäste“, sagte Chris Halecker, Vize-Landrat und auch für den BER zuständiger Baubeigeordneter des Kreises Dahme-Spreewald am Donnerstag den PNN. „Wenn vonseiten des Flughafens nur unzureichende oder keine genehmigungsfähigen Unterlagen eingereicht werden, dann ist das nicht unsere Schuld.“ Die Baubehörde leiste ausgezeichnete Arbeit, sie sei aber „nicht für das Qualitätsmanagement des Flughafens zuständig“. Halecker verwies konkret darauf, dass das Bauamt bereits am 24. Februar 2016 fehlende Dokumente nachgefordert habe, die bis heute vom Flughafen nicht eingereicht worden seien. „Ein Teil dieser nachzureichenden Unterlagen wurde uns inzwischen zwar vorgestellt, aber nicht übergeben.“ Was nicht vorliege, könne weder bearbeitet noch genehmigt werden. Insofern könne er auch keine Terminaussagen treffen, wann die Genehmigung erteilt werden könnte. An die Adresse von Lütke Daldrup sagte Halecker: „Ich hätte mir gewünscht, dass man sich erkundigt, ehe man auf uns einschlägt.“
In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ hatte Lütke Daldrup erklärt, dass die Baugenehmigung im Juni/Juli erteilt werden müsse, um den BER-Starttermin 2017 noch halten zu können. Wenn die Brandenburger das schaffen, würden dafür die Chancen steigen. „Wenn nicht, wird man den Termin 2017 möglicherweise reißen.“ Die beteiligten Ämter hatte Lütke Daldrup so kritisiert: „Normalerweise versuchen Behörden, gemeinsam mit dem Antragsteller eine Lösung zu finden, das fällt hier offenbar schwer. Das Maß an Perfektion, das hier eingefordert wird, ist schon sehr hoch.“
Die aktuellen Brandschutz- und Genehmigungsprobleme betreffen vor allem den Übergang zwischen Terminal und Tiefbahnhof, wofür der Flughafen teilweise bereits seit 2012 geforderte Nachweise nicht vorlegte. Mühlenfeld hatte zuletzt erklärt, dass im Juni noch Simulationsrechnungen gemacht werden müssen. Auch das von Berlin kritisierte Eisenbahnbundesamt sieht keine Versäumnisse. „Das EBA bringt sich bereits seit geraumer Zeit konstruktiv ein, um die Flughafengesellschaft bei der Lösung ihrer Probleme zu unterstützen, und wird dies natürlich auch weiterhin tun“, erklärte die Behörde den PNN. Das EBA habe in den letzten Wochen mehrfach dem Flughafen „Hinweise und Hilfestellungen für die Nachweisführung auf Grundlage der Parameter gegeben, die im Planfeststellungsverfahren im Jahr 2004 maßgeblich waren“. Ein BER-Start bis Ende 2017 wäre nach dem Fahrplan der Flughafengesellschaft ohnehin nur möglich gewesen, wenn bis Ende Mai die Baugenehmigung erteilt worden wäre.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: