Brandenburg: Berlin hat wieder Geisterbahnhöfe
Streik erwischt Berlin zu einem denkbar ungünstigen Termin. Von A nach B kommt man, nur langsamer
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Berlin - Das kommende Wochenende wird gewiss ein ganz besonderes – nur wegen des angedrohten Streiks der Lokführer etwas anders als geplant. Von Donnerstagfrüh 2 Uhr bis Montagfrüh 4 Uhr wollen die Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL die Deutsche Bahn inklusive Berliner S-Bahn lahmlegen. Die Feier zum 25. Mauerfall-Jubiläum wird deshalb nicht ins Wasser fallen, aber die Tourismus-Verantwortlichen sind empört über den Streiktermin. „Das ist beschämend“, sagt der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Willy Weiland. Monatelang sei das Jubiläum vorbereitet worden. „Das geht nun alles auf Kosten der Gäste.“
DIE S-BAHN FÄHRT HÖCHSTENS J.W.D.
Auf der Internetseite der S-Bahn war am Dienstagabend zwar der Streik, aber noch kein Ersatzfahrplan angekündigt. Nach Auskunft des Fahrgastverbandes Igeb kann der auch nur kurzfristig erstellt werden – je nachdem, welche Lokführer zum Dienst erscheinen. Allerdings dürfte die Bahn einen ähnlichen Minimalfahrplan vorbereitet haben wie bei den vergangenen Streiks. Die Faustregeln dafür: Die Äste ins Umland werden im 20-Minuten-Takt mit S-Bahnen oder Bussen bedient. Allerdings enden die Fahrten meist schon außerhalb des Berliner Zentrums, also beispielsweise in Wannsee oder Lichtenberg. Die befahrenen Strecken ändern sich auch zwischendurch häufig. Sie werden auf der Intertnetseite www.s-bahn-berlin.de stets aktualisiert. Von dort geht es dann nur mit der BVG weiter. Deren Verkehrsmittel lassen sich online gezielt suchen, indem das Häkchen bei S-Bahn und Bahn weggeklickt wird. Ringbahn und Stadtbahn waren bei den bisherigen Streiks jeweils komplett lahmgelegt. Die Service-Telefonnummer der Bahn: 080 00 - 99 66 33.
DIE BVG BRAUCHT LÄNGER
Die BVG wird an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und Busse werden speziell an den Werktagen im Stau stehen, weil viel mehr Autos, Radfahrer und Fußgänger unterwegs sein dürften. Hinzu kommen Sperrungen in der Berliner Innenstadt wegen der Feiern. Deshalb hilft nur: deutlich mehr Zeit einplanen, gelassen bleiben und gar nicht erst versuchen, mit dem Fahrrad in die U-Bahn zu steigen. Und schon gar nicht in die U7, denn für die fahren zwischen Mehringdamm und Berliner Straße von Freitagabend bis Montagfrüh baubedingt Ersatzbusse – immerhin 23 Stück.
GELB IST GUT IM REGIONALVERKEHR
Zumindest aus manchen Richtungen dürfte die Berliner City erreichbar bleiben, etwa aus Wismar, Schwerin, Rathenow und Cottbus. Denn die Regionalexpresslinien RE2 und RE4 sowie einige Regionalbahnen werden vom Bahn-Konkurrenten ODEG betrieben. Der fährt wie gewohnt, sofern keine abgestellten DB-Züge die Gleise blockieren. Der RE2 fährt von Spandau über die Stadtbahntrasse (Zoo–Hauptbahnhof–Friedrichstraße–Alex–Ostbahnhof) nach Königs Wusterhausen, der RE4 von Spandau über Jungfernheide, Hauptbahnhof, Potsdamer Platz, Südkreuz und Lichterfelde Ost weiter Richtung Teltow. Auf Umwegen können übers ODEG-Netz auch Frankfurt (Oder), Brandenburg/Havel und Görlitz erreicht werden – wenn auch nur im Stundentakt. Alle Infos stehen online unter www.odeg.de.
FERNBUSSE WERDEN ÜBERROLLT ...
... von Anfragen. Schon kurz nach der Streikankündigung hätten sich die Zugriffe auf die Online-Seite von MeinFernbus.de verfünffacht, sagt Unternehmenssprecher Gregor Hintz. „Wir rechnen mit 100 zusätzlichen Fahrten pro Streiktag und suchen jetzt intensiv nach Bussen und Fahrern. Der Streik ist die beste Werbung für uns.“ Beim letzten Mal stiegen die Buchungen des Fernbus-Anbieters um das Dreifache, dieses Mal rechnet der Branchenführer mit einem noch größeren Plus.
VISIT BERLIN LÄDT LOKFÜHRER EIN
„Wir laden alle Lokführer zum Mauerfall-Jubiläum nach Berlin ein, denn sie haben ja Zeit“, sagt Visit-Berlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker. Ansonsten hält er den Streik für eine „egoistische Entscheidung auf Kosten sehr vieler“. Die meisten Touristen würden aber Wege finden, zu kommen. S. Jacobs, T. Loy
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